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Fünf Masken für die Nacht - Hommage à BRASCH

Am letzten Freitag wurde das Kunstwerk vom Berliner Bildhauer Alexander Polzin offiziell an die Filmuni übergeben.

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Träumer, Schriftsteller, Rebell: Thomas Brasch, 1945 als Sohn jüdischer Emigranten im englischen Exil geboren, gerät schnell mit den Autoritäten der noch jungen DDR aneinander. Als er 1968 Flugblätter gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei verteilte, wurde der Student der Dramaturgie von der Babelsberger Filmhochschule exmatrikuliert und zu zweieinviertel Jahren Gefängnis verurteilt. 1969 begnadigt, arbeitete er als Fräser und schrieb. Ende 1976 verließ er die DDR, weil er keine Möglichkeit mehr sah, dort zu arbeiten. Kein DDR-Verlag hatte sein Buch Vor den Vätern sterben die Söhne drucken wollen. Das Buch erschien kurz nach seiner Ausreise im Rotbuch Verlag in Westberlin und machte den Dichter über Nacht im Westen bekannt. Doch dieser blieb ihm fremd und forderte gleichzeitig seine Produktivität heraus.
Der Bildhauer, Maler, Bühnen- und Kostümbildner Alexander Polzin (*1973) lernte Thomas Brasch 1991 kennen. Trotz des Altersunterschieds begann eine intensive Freundschaft, eine Verbindung über den Tod hinaus. Polzin hat nicht nur das Grabmal Thomas Braschs auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof gestaltet. 2005 entstand die Arbeit „Fünf Masken für die Nacht“. Polzin bezieht sich in dieser skulpturalen Installation auf das Gedicht „Halb Schlaf“, das Thomas Brasch 1982 seinem Schriftstellerkollegen Uwe Johnson (1934-1984) nach einem Streit widmete.


Am Freitag hat Alexander Polzin der Filmuniversität das Kunstwerk im Rahmen eines kleinen Empfangs offiziell übergeben im Gespräch mit  Filmuni-Professor Andreas Kleinert  - Regisseur von Lieber Thomas, dem mit 12 Nominierungen großen Favoriten beim Deutschen Filmpreis 2022 - und einer Einführung von Annett Gröschner, Publizistin und profunde Kennerin von Braschs Werk. Das Kunstwerk hängt nun im neuen studentischen Aufenthaltsraum der Filmuniversität - als Erinnerung an unseren Alumnus Thomas Brasch, vielleicht aber auch als Inspiration für unsere Studierenden, sollte sich in Studium oder Kunst einmal  "das Bewußtsein gegen neue Eingänge" sperren, man sich im eigenen Kopf verrennen.


Der Ankauf der Skulptur wurde durch Spenden des Kuratoriums und des Alumnivereins der Filmuniversität ermöglicht, wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken möchten!

Alexander Polzin im Gespräch mit Prof. Kleinert
Fünf Masken für die Nacht - Kunstwerk von Alexander Polzin 2005
Schauspielstudent Samson Fischer rezitiert Brasch-Gedicht
Porträt von Thomas Brasch
Anett Gröschner