Alumni-News

Sommer-Premieren

Kino-Tipps: "Kokon" in der Regie von Leonie Krippendorff, Alexander Schuberts Regie-Debüt "Faking Bullshit" und "Exil" mit Mišel Matičević in der Hauptrolle. Alle drei studierten an der Filmuni.

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01.09.2020

"Kokon" (D 2019, besonders wertvoll), Buch und Regie Leonie Krippendorff (Regie 2017) – Montage Emma Gräf (Montage 2013), Mischung Christoph Walter (Ton 2015), adr supervisor / dialogue editor Luise Hofmann (Ton 2016) - Trailer

"Wir sind wie Fische im Aquarium. Wir schwimmen immer im Kreis. Von der einen Seite des Kottis zur anderen und wieder zurück, solange bis wir irgendwann aus dem Becken springen." Berlin-Kreuzberg ist ihr Mikrokosmos. Überall ist Nora, die stille Beobachterin, mit dabei: Party, Schule, Freibad, Hausdach, Wohnung. Im Schlepptau ihrer großen Schwester und deren Freund*innen zieht sie um die immer gleichen Häuserblocks und fängt Eindrücke ein, die sich im sommerlichen Licht überblenden. Mädchen, die schlank und schön sein wollen. Jungs, die Sprüche klopfen – manchmal verliebt, oft provozierend. Fiese Handykameras und zerbrechliche Teenager*innen. Doch Nora hat ihren eigenen Blick auf die Welt, und als sie Romy kennenlernt, weiß sie, warum. Musik liegt jetzt in der Luft, Noras Körper verändert sich und die Raupen spinnen ihre Kokons. Realitätsnah und stets aus der Perspektive der Hauptfigur fängt der Spielfilm den Sommer einer Wandlung ein. (Berlinale)

"Faking Bullshit" (D 2020), Buch und Regie von Alexander Schubert (Schauspiel 1998) – mit Alexander Hörbe (Schauspiel 2002) und Bjarne Mädel (Schauspiel 1996) - Trailer

Eine verschlafene Kleinstadt irgendwo in Nordrhein-Westfalen. Für die Polizei gibt es hier kaum was zu tun, und damit haben sich alle der Wache nicht nur arrangiert. Denit, Rocki, Netti und Hagen haben ihre ruhigen Dienste liebgewonnen und sich über die Jahre angefreundet. Doch dann taucht Tina auf und soll sie alle abwickeln, denn angesichts fehlender Kriminalität hält man sie für entbehrlich. Doch damit wollen sich die vier nicht abfinden und wechslen zur Rettung ihrer Arbeitsplätze die Seite …

"Exil" (DE, BE, XK 2020) in der Regie von Visar Morina – Szenenbild Christian Goldbeck (Szenenbild 2003), mit Mišel Matičević (Schauspiel 1999) als Xhafer in der Hauptrolle und Stephan Grossmann (Schauspiel 1994) als Herr Winkler in einer Nebenrolle - Trailer

Erst hängt eine tote Ratte an der Tür des Hauses, in dem Xhafer mit seiner Frau und den Kindern lebt. Dann kommen Mails "versehentlich" nicht an. Die Anzeichen, dass der Pharmaingenieur an seinem Arbeitsplatz gemobbt und schikaniert wird, mehren sich. Und auch wenn weder seine Frau noch seine Kolleg*innen ihm Glauben zu schenken scheinen, fühlt sich der aus dem Kosovo stammende, seit Jahren gut integrierte Mann immer stärker aus der (deutschen) Gemeinschaft ausgestoßen. Oder verliert er den Bezug zur Realität?
In seinem zweiten Langfilm seziert Regisseur Visar Morina die psychische Wirkung sozialer Ausgrenzung und inszeniert sie als Wechselspiel von Zugehörigkeit und Entfremdung. In subtilen, sich mit dem Zustand seines Protagonisten nach und nach verändernden Bildern und mit präzise agierenden Hauptdarsteller*innen zeigt er, welche Rolle die Persönlichkeit bei der Integration in eine andere Gesellschaft spielt, und wie schnell ein vermeintlich stabiles Identitätsgerüst Risse bekommen kann. (Berlinale)