Filmuni: Hristiana, Euer Film läuft momentan auf der 69. Berlinale in der Perspektive Deutsches Kino. Gratulation! Wie hat Dich die Nachricht von der Festivalteilnahme erreicht und wie war Deine Reaktion?
Hristiana: Telefonisch. Linda Söffker hat mich angerufen und mir die freudige Nachricht mitgeteilt. In diesem Augenblick steckte ich mitten im Umzug und war gerade dabei zu versuchen, ein langes Sofa in einen kurzen Caddy reinzukriegen…dann kam der Anruf. Ich war sehr zurückhaltend, denn ich war sehr überrascht. Und nachdem ich aufgelegt habe, dachte ich mir…ohoh...das kam bestimmt falsch rüber.
Filmuni: Der Film portraitiert eine Therme am Goldstrand in Bulgarien und damit auch die Gäste. Wie bist Du auf diesen ungewöhnlichen Ort gestoßen und was war der Anlass, einen Film darüber zu machen?
Hristiana: Nur eine kleine Korrektur - es ist nicht der Goldstrand, sondern der Stadtstrand in Varna…etwa 12km entfern vom Goldstrand. Wobei alle bulgarischen Strände sind Gold haha.
Ich kannte das Becken schon immer, aber bin nie wirklich dort gewesen, nur mal vorbeigelaufen. Erst bei einem Spaziergang vor ca. 3 Jahren habe ich die Grube für mich entdeckt. Ich sah dieses schlichte Betonbecken, voll mit dampfendem Wasser und dahinter bloß das Meer. Das sah fantastisch aus. Und dann auch die Menschen, die mitten im Winter im Wasser saßen und entspannten, fast verdeckt vom Dampf. Das sieht man nicht jeden Tag, es hat mich neugierig gemacht und mein erster Gedanke war natürlich - was für eine tolle Kulisse für einen Dokumentarfilm. Aber auch die schönste Kulisse hätte uns nichts genutzt, wenn nicht diese tollen Menschen an der Grube wären - die Stammbesucher.
Filmuni: Wie bist Du mit den Menschen vor Ort in Kontakt gekommen? Musstest Du sie erst überzeugen, Teil des Films zu werden?
Hristiana: An der Grube kommen und gehen tagtäglich ein paar Dutzende Menschen. Nicht alle sind von der Idee begeistert, gefilmt zu werden. Wenn ich alleine dort bin und mich mit verschiedenen Leuten unterhalte, ist es eine Sache, ich bin für sie dann harmlos. Aber wenn die Kamera auch dabei ist und ich versuche mit den gleichen Menschen zu reden, ist das etwas ganz anderes. Viele haben der Kamera bzw. uns als Filmteam lange nicht vertraut, denn sie waren sich unseren Absichten nicht sicher. Was wollen wir für ein Bild von der Grube und den Besuchern zeichnen? Ich wollte deshalb so früh wie möglich mit der Kamera dort präsent sein, damit sie sich an uns gewöhnen können. Damit wir als Team ihr Vertrauen gewinnen können. Und das war die schwierigste Aufgabe - sich an die Besucher heranzutasten. Zum Glück haben wir Dimtscho und Genadi kennengelernt, die später Protagonisten des Films geworden sind. Die beiden genossen das Ansehen der Grube-Community und vertrauten uns. Das ermöglichte uns den Zugang - über bestimmte Personen. Als es klar war, dass die Grube vom Schließen bedroht ist, sind wir bei den Menschen geblieben, wir haben konsequent ihren Kampf um die Erhaltung des Beckens begleitet. Das hat die Vertrauensbeziehung, die wir angefangen haben aufzubauen, verstärkt.