Die Oktoberausgabe von "unicato - Das Kurzfilmmagazin im MDR",die am Vorabend des Tags der Deutschen Einheit ausgestrahlt wird, lädt dazu ein, dieses Stück Zeitgeschichte neu zu betrachten und zu verstehen, dass die "Wende" mehr war, als nur die großen öffentlichen Ereignisse. Sie war eine Zeit des individuellen und kollektiven Ringens und Zauderns, deren Echo bis in die Gegenwart reicht.
In diesem Herbst jähren sich die Ereignisse von 1989 zum 35 Mal. "unicato"-Moderator Markus Kavka trifft auf Filmschaffende, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit den Erfahrungen der Zeit zwischen 1988 und 1995 auseinandersetzen. Darunter viele Filmuni-Alumni:
Andreas Dresen, der zu den erfolgreichsten deutschen Regisseuren zählt. In seinem Kurz-Dokumentarfilm "Was jeder muss" porträtiert er einen jungen Mann, der gerade zum Grundwehrdienst bei der NVA eingezogen wird. Getrennt von Frau und Neugeborenem leistet er Dienst nach Vorschrift und verbringt sogar Weihnachten in der Kaserne, weil es halt "jeder muss". Obwohl der Film aus dem Jahr 1988 stammt, spürt man in leisen Zwischentönen, in der kritischen Montage und den wenig subtilen Fragen des Regisseurs bereits den bevorstehenden Umbruch der DDR-Gesellschaft. Wir sprechen mit Andreas Dresen über den Film und seine Erfahrungen aus dieser Zeit.
Mit der Regisseurin und Autorin Angelika Nguyen spricht unicato im Online-Interview über die Entstehung und Hintergründe ihres Films "Bruderland ist abgebrannt", der sich mit den Schicksalen der vietnamesischen Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeitern auseinandersetzt. Sie berichtet über Rassismuserfahrungen und darüber, wie der Film nach über 30 Jahren schließlich seine notwenige Beachtung findet.
Der Kameramann Peter Badeldokumentierte nach der politischen Wende die Erosion einer eigentlich emporstrebenden Gesellschaft, die für die Verlierer entweder keinen Blick oder nur fade Ratschläge übrig hatte. Mit Dieter Chill reiste Peter Badel in Gegenden, in denen die Jugend entweder in den Westen ging oder in Tarnbomberjacke und Springerstiefeln wenig mit sich anzufangen wusste. Im Interview spricht er über die dabei entstandenen Filme "In Schwarze Pumpe" und "Im schönsten Wiesengrunde".
Die ehemalige Filmuni-Professorin Kerstin Stutterheim erkundet in ihrem Kurz-Dokumentarfilm "Politische Landschaft" ein Waldstück, welches in den 1930er Jahren so bepflanzt wurde, dass sich im Herbst ein riesiges Hakenkreuz zwischen den bunten Bäumen abzeichnet. Im Online-Interview erzählt die Regisseurin, wie sie auf dieses Waldstück gestoßen ist und inwiefern der Nationalsozialismus aus ihrer Sicht esoterische Naturverbundenheit, Mythologie und Ästhetik für seine Ziele zu nutzen wusste. Und sie sucht nach Gründen, warum gerade diese Ästhetik und die damit verbundenen Ideologien in der Nachkriegszeit auf fruchtbaren Boden gefallen sind.
Die Sendung wird anschließend in der ARD Mediathek verfügbar sein.