"Sie - Regisseurinnen der DEFA und ihre Filme"

Unsere Alumna, die Filmwissenschaftlerin Cornelia Klauß, ist eine der Autor*innen und hat das Buch mit herausgegeben.

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Buchcover, Auf dem Foto unsere Alumni Helke Misselwitz und Thomas Plenert

Zwischen 1946 und 1992 arbeiteten bei der DEFA mehr als sechzig Regisseurinnen. Sie drehten Spiel- und Dokumentarfilme, populärwissenschaftliche und Werbe-Filme, Trickfilme und Wochenschau-Beiträge. Mit dem vorliegenden Band gibt es jetzt eine erste Bestandsaufnahme des Schaffens der DEFA-Frauen.

Die in den Porträts nachgezeichneten Lebensläufe reichen von der frühen Tonfilmzeit bis in die Gegenwart und wurden von der Avantgarde und dem Ufa-Kino, aber auch von Kriegs- und Fluchterfahrungen, der Nachkriegseuphorie und dem Glaube an eine bessere und gerechtere Gesellschaft geprägt. Ergebnisse umfangreichen Archivrecherchen und Zeitzeuginnen-Gespräche wurden eingearbeitet.

In ihren Essays nehmen die Autorinnen und Autoren – unter ihnen unsere Alumni Margret Albers, F.-B. Habel, Claus Löser, Günter Jordan - eine Neubetrachtung der Filme unter verschiedenen Fragestelllungen vor. Konnten sich die Regisseurinnen kulturpolitischen Vorgaben entziehen und eine eigene Handschrift entwickeln? Wurden sie der Staatsdoktrin entsprechend gefördert oder legte man ihnen Steine in den Weg? Gab es einen "weiblichen Blick"? Spiegeln sich Anpassung und Aufbegehren, Desillusionierung, Zensur und verhinderte Chancen? (Inhaltsverzeichnis)

Mit Angelika Andrees (Regie 1977), Renate Drescher (Dramaturgie 1958), Katja Georgie (Animation 1988), Karola Hattop (Regie 1976), Helke Misselwitz (Regie 1982), Ina Rarisch (Regie 1975), Ingrid Reschke (Regie 1961), Ellen Richardt (Regie 1975), Elke Schieber (Filmwissenschaft 1980), Evelyn Schmidt (Regie 1973), Sibylle Schönemann (Regie), Annemarie Stabrey (Regie 1973) und Petra Tschörtner (Regie 1983) werden DEFA-Frauen vorgestellt, die alle in Babelsberg studierten.

Entstanden ist ein Panorama künstlerischer Strategien und vielfacher Auseinandersetzung mit der Position der Frau in der DDR zwischen tradierten Rollenzuschreibungen, gesetzlich zugesicherter Gleichberechtigung und wachsendem Selbstbewusstsein jenseits staatlicher Lenkung.

"Jede Künstlerin und jeder Künstler, die oder der den Anspruch auf eine eigensinnige Erzählweise anmeldete, hatte es in der DDR bzw. bei der DEFA schwer genug. Und auch heute, unter gänzlich anderen gesellschaftlichen Bedingungen, ist und bleibt es eine Herausforderung, die eigene Handschrift zu finden und durchzusetzen. Aber unter dem Strich sage ich 'Ja'. Es gab sie bei der DEFA, die Filme mit einer eigenen weiblichen Handschrift. Und manche schreiben sie noch fort." (Cornelia Klauß in "Die eigene Handschrift - Statt eines Vorworts", mehr)

Das Buch, zu dem auch 2 DVDs mit 18 ausgewählten Filmen gehören, erscheint am 01. Februar 2019 zum Preis von 29,00 Euro im Verlag Bertz + Fischer. mehr

Cornelia Klauß studierte bis 1986 Filmwissenschaft, damals noch an der HFF "Konrad Wolf". Bereits als Studentin drehte sie Super-8-Filme und schrieb für Untergrundzeitschriften. Nach dem Studium ging sie - unfreiwillig - als Dramaturgin ins Fernsehstudio Halle und brach dort vorzeitig ab. Den Lebensunterhalt verdiente sie sich jetzt als Rechercheurin im DEFA-Studio für Dokumentarfilme in Babelsberg als Rechercheurin und als Kritikerin für die evangelische Wochenzeitschrift "Die Kirche". 1990 übernahm sie für 22 Jahre die Programmleitung des Filmkunsthauses Babelsberg und drehte Dokumentarfilme. Sie war 12 Jahre Mitglied der Auswahlkommission für das Leipziger Dokumentarfilm Festival und sichtete 20 Jahre die Einreichungen für die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Seit 2017 arbeitet sie in der Sektion Film-und Medienkunst der Akademie der Künste.