Alumni-News

Tag X

Unsere Alumna Henrike Naumann richtete am Dortmunder Friedensplatz einen Prepper-Laden ein.

Angst vor dem Tag X, wenn Naturkatastrophen, Seuchen oder ein Kollaps des globalen Finanzmarkts unsere Versorgungs- und Schutzsysteme zusammenbrechen lassen und wir um unser nacktes Überleben kämpfen müssen? Jenseits von Katastrophenfilm-Szenarien ist diese Furcht für die sogenannte Prepper-Szene durchaus real und Antrieb ihres Tuns. Die Prepper – vom engl. Wort „prepare“ = vorbereiiten – bereiten sich akribisch auf diesen Ernstfall vor, legen Lebensmittelvorräte an und sammeln potentielle Tauschware.

Das Ende 2018 aufgedeckte rechtsextreme Netzwerk von Angehörigen der Bundeswehr, Polizei und des Verfassungsschutzes agierte noch radikaler. Unter einem in Chatforen als Hannibal bekannten Hauptfeldwebel bereitete es sich mit Kampftraining und der Anschaffung von Waffen über Jahre hinweg auf eine Machtübernahme nach dem Tag X vor.

Diese Umsturzphantasien nahm die Künstlerin Henrike Naumann mit ihrem aktuellen Projekt auf. Für das Ruhr Ding entwickelte sie eine begehbare Rauminstallation. Gefördert von der Kunststiftung NRW öffnete am 04. Mai 2019 am Dortmunder Friedensplatz ihr Prepper-Laden, postmodern mit gebrauchter Einzelhandelseinrichtung und Wohnaccessoires eingerichtet.

Doch statt scharfer Waffen und Tauschware gibt es hier Haushaltsgeräte, insbesondere Designklassiker der 1980er und -90er Jahre. Es sind die Symbole des bürgerlichen Wohlstands und wirtschaftlicher Sicherheit, die in Henrike Naumanns Arrangement zur Kampfausrüstung mutieren. Ihr besonderes Interesse am Verhältnis zwischen der Ästhetik privater Wohnräume oder Geschäftseinrichtungen und der politischen Meinungsbildung bis hin zur Radikalisierung zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Werk und spiegelt sich in besonderer Weise auch hier.

TV-Tipp: Die Westart-Reportage "Ruhr Ding - ein neues Spielfeld für die Kunst" (D 2019) begleitet Henrike Naumann und drei weitere Künstler*innen. Ausstrahlungen am 20. Mai 2019 um 23:10 Uhr im WDR mehr und als Wiederholung am 26. Mai 2019 um 09:00 Uhr mehr

Henrike Naumann wurde 1984 in Zwickau geboren. Ihrem Bühnen- und Szenenbildstudium in Dresden, Berlin und während des Szenografiestudiums in Potsdam folgten erste eigene Regiearbeiten und Installationen. Die konzeptionelle und ästhetische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen und ein experimentelles Medienverständnis prägen ihre Arbeit. Die Vor allem der Rechtsextremismus in ihrer alten Heimat Sachsen und die Ursachen rassistischer Vorurteile sind Themen, das sie immer wieder aufgreift.

Henrike Naumann lebt und arbeitet in Berlin.

Geöffnet vom 04 Mai bis zum 30 Juni 2019

Di, Mi, So: 11-18 Uhr
Do, Fr, Sa: 11-20 Uhr
Mo: geschlossen

Ruhr Ding: Territorien
Friedensplatz 7
44135 Dortmund