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Site-Specific Film beim Potsdamer Localize-Festival

Im Rahmen des Localize-Festivals laden Marlis Roth und ihre Gruppe Site-Specific Film ein zum Ausflug ins Regattahaus am Potsdamer Luftschiffhafen. Vom 11. bis 14. Juli sind dort 12 Arbeiten zu sehen, die speziell für die doppelgeschossige Stirnwand des großen Saals entwickelt wurden.

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4 Video- und 5 Audiokanäle umspielen die 6 Fenster, die vor 99 Jahren auf den See schauten. Localize - Festival für Stadt, Kultur und Kunstund die Gruppe Site-Specific Film unter der Leitung von Marlis Roth verwandeln das expressionistische Regattahaus und den Musikpavillon am Ufer des Templiner Sees für ein Wochenende zum Ausflugsziel.

Jedes Mitglied der Gruppe aus dem Studiengang Montage reagierte individuell auf die vorgefundene Situation und erarbeitete eine ca. 4-minütige audiovisuelle Komposition für die Stirnwand des großen Saals. Aus, Flug, Bruch, Luft, Schiff, Denk, Mal, Wende, leer. Annähern, versprechen, bergen, ins Blaue. Privileg, Kommerzialisierung, Macht. Kehrseite, Vergangenheit - Stichworte des Festival-Calls inspirierten diese Arbeiten ebenso wie das Licht vor Ort, die Architektur, die Kommandos der vorbeifahrenden Ruderboote oder die Schritte auf zerbrochenem Glas.

Die entstandenen künstlerischen Positionen öffnen den leerstehenden Ort, befragen seine wechselhafte Geschichte und nähern sich dem Thema „Ausflug“.
Sonntagsausflüge und Naherholung, Weltenbummeln und Lustwandeln: Ausflüge versprechen Abenteuer, sind Ausbruch aus dem Lohnarbeitszwang und kleine romantische Fluchten vor dem globalen Krisenmodus, bergen jedoch auch Fragen nach Privilegien, Kommerzialisierung und Macht. Das Regattahaus symbolisiert diese Ambivalenz – es ist Ort des Vergnügens und der Erholung, aber auch Schauplatz militärischer und ideologischer Vereinnahmung und des Leistungsgedankens im Sport.

Seit 2011 entstehen an der Filmuniversität im Forschungsfeld der Professur für künstlerische Montage/Nonlineare Formen von Marlis Roth Site-Specific Film Projekte. Site-Specific Film beschreibt eine forschende Arbeitsweise, bei der ein Ort sowohl Ausgangspunkt für filmische Arbeiten, als auch deren Präsentationsort ist. Räume und Settings für die jeweiligen Projekte werden so gewählt, dass sie üppige und unkonventionelle Anknüpfungspunkte für filmische Experimente bieten. Film bedeutet hier nicht die Projektion auf die rechteckige Leinwand, vielmehr wird der Raum als Material begriffen und Bestandteil der künstlerischen Montage. Er ist Gegenstand und Aufführungsort des filmischen Werks, eine abstrakte und reale Reflexionsebene.