Regionale Filmkultur in Brandenburg

Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt „Regionale Filmkultur in Brandenburg“ (1. April 2013 – 31. März 2016) ist Bestandteil der Heisenberg-Professur für das Audiovisuelle Kulturerbe von Prof. Dr. Chris Wahl. Das Projekt widmet sich drei verschiedenen Sammlungsorten – Filmmuseum, Firmenarchiv, Studierendenfilmarchiv – und drei verschiedenen Sammlungsbeständen: der Gesamtheit der Amateurfilme der DDR, den Produktionen des Betriebsfilmstudios EKO Eisenhüttenstadt sowie den Studierendenfilmen der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“.

Projektbeginn:
2013
Projektabschluss:
2018
Foto: Bernd Müller

I. Amateurfilmkultur in Brandenburg zur Zeit der DDR 

(Dr. Ralf Forster)

Lokale Monatsschauen, Satiren auf Mangel und Mängel, ungewöhnliche Sichten auf Maidemonstrationen und Kindergeburtstage, poetische Beschreibungen von Gefühlszuständen – das Erbe des DDR-Amateurfilms ist reichhaltig, auch im Land Brandenburg. Es sind vielfach Filme, die durch einen weniger offiziellen Blick auf die politischen Verhältnisse und den Alltag auffallen. Trotz ihrer Bedeutung für das kulturelle Gedächtnis werden Amateurfilme in Brandenburg bisher nicht kontinuierlich erforscht. Daher hat das Filmmuseum Potsdam das Projekt „Amateurfilm im Land Brandenburg“ – unter Leitung von Dr. Ralf Forster und Matthias Sturch gestartet, mit dem Ziel der koordinierten Bewahrung dieser wichtigen Geschichtsquellen. Zunächst liegt der Fokus auf der Zeit von 1945 bis 1990 und auf Arbeiten, die mit künstlerischer Intention überwiegend in Studios entstanden und für eine begrenzte Öffentlichkeit bestimmt waren. Langfristige Aufgabe ist die zentrale Dokumentation der landesweiten Bestände (Datenbank, Informationspool) und die konservatorisch fachgerechte Archivierung der Originalfilme, sei es in den dezentralen Museen und Archiven – sofern sie die Möglichkeit dazu besitzen – oder im Filmmuseum Potsdam. Darüber hinaus sollen mit dem Projekt die Voraussetzungen geschaffen werden, um vom Verfall bedrohte bzw. kulturhistorisch wertvolle Filme digital zu sichern und im Rahmen der Nutzungsbedingungen öffentlich verfügbar zu machen. Vom 7.10.2011 – 8.2.2012 gab es im Filmmuseum Potsdam eine Ausstellung: Amateurfilm im Land Brandenburg 1950-1990 - Arbeit an der Wirklichkeit.

Website

Kontakt
Dr. Ralf Forster
Techniksammlung / Kinogeschichte / Audiovisuelle Medien
Tel: 0331.56704-16
forster@filmmuseum-potsdam.de

Matthias Struch
Filmsammlung / Digitale Schriften
Tel: 0331.56704-24
m.struch@filmmuseum-potsdam.de

II. Das Betriebsfilmstudio des Eisenhüttenkombinat Ost (EKO) in Eisenhüttenstadt 

(Prof. Dr. Chris Wahl)

Als Teil der DDR-Amateurfilmkultur wird der Bestand des EKO Betriebsfilmstudios im zweiten Teilprojekt in den historischen Zusammenhang gestellt und einer ästhetischen Analyse unterzogen. Der ausgewählte Bestand bietet sich deshalb an, weil es sich beim EKO um einen gut dokumentierten Vorzeigebetrieb der DDR mit angeschlossener Arbeiterstadt handelte. Auch ist der Bestand inklusive Schriftakten in guter Qualität und nahezu vollständig erhalten, aber bislang noch nicht umfassend gesichtet und ausgewertet worden. Es steht zu erwarten, dass das Filmmaterial wegen seines zwischen dem Amateur- und Profibereich angesiedelten Charakters Auskünfte über das Leben und Arbeiten in Eisenhüttenstadt geben wird, die sich von den in der DDR-Wochenschau DER AUGENZEUGE oder in Filmen des DEFA-Dokumentarfilmstudios gewährten Einblicken unterscheiden. Weiterhin lässt die Aktenlage erhoffen, dass das Projekt die erste detaillierte Untersuchung zu Struktur, Entwicklung und Alltag eines DDR-Betriebsfilmstudios und damit zu einem wichtigen Teil der DDR-Filmkultur zulassen wird.

III. Studierendenfilmarchiv der Hochschule für Film- und Fernsehen "Konrad Wolf"

(Dr. Ilka Brombach/ Dr. Tobias Ebbrecht-Hartmann)

In den sechzig Jahren ihres Bestehens wurden an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg zahlreiche Studierende in verschiedenen Gewerken des Filmschaffens ausgebildet. Ihre Filmübungen, experimentellen Versuche, Auftragsarbeiten - beispielsweise für das Fernsehen der DDR -, Diplom- und Abschlussfilme werden im Filmarchiv der Hochschule bewahrt. Aber nur einige Arbeiten sind der Öffentlichkeit bekannt. Dabei handelt es sich zumeist um frühe Werke von später bekannt gewordenen Regisseuren und Regisseurinnen, um verbotene oder behinderte Filmprojekte oder um solche Arbeiten, die einschneidende historische Ereignisse dokumentierten, wie jene Filmprojekte, die während der Wendezeit von Studierenden der Hochschule hergestellt wurden und den Umbruch dokumentieren. Im Teilprojekt des Forschungsprojekts „Regionale Filmkultur in Brandenburg“ zum studentischen Filmschaffen an der HFF werden die Filme nun auf ihre filmhistorische und filmästhetische Bedeutung hin erschlossen  sowie kulturpolitisch in ihre jeweilige Entstehungszeit eingeordnet. Für die zwei einander ergänzenden Forschungsperspektiven – die filmhistorische und die hochschulgeschichtliche – werden die Produktionshintergründe der Filme mit Hilfe von Zeitzeugeninterviews untersucht und aufgearbeitet.

Publikationsprojekt: Das studentische Filmschaffen an der HFF 1954-1992

1. Die Studierendenfilme der HFF „Konrad Wolf“  im Kontext von Hochschulgeschichte und Zeitgeschichte / Dr. Tobias Ebbrecht-Hartmann

2. Die Studierendenfilme der HFF „Konrad Wolf“  im Spannungsfeld ostdeutscher, gesamtdeutscher und europäischer Filmgeschichte / Dr. Ilka Brombach

IM FOKUS: DAS FORSCHUNGSPROJEKT "STUDENTENFILMARCHIV DER HFF"
Ein Interview mit Dr. Ilka Brombach über die ungehobenen Schätze in Hochschularchiven und einen neuen Blick auf die DEFA-Filmgeschichte.