Lucy Pizaña: Jüdische Filmfestivals. Filmfestivalprogramme und Rezeptionshaltungen: eine Annäherung an eine Definition ›jüdischen Films‹

Von der ersten Ausgabe des Jüdischen Filmfestivals in San Francisco 1981 bis heute ist die Zahl der jüdischen Filmfestivals weltweit auf ca. 180 angewachsen. Wie lässt sich der Gegenstand ‚Jüdischer Film‘ anhand der Programmierungsarbeit jüdischer Filmfestivals beschreiben und verstehen?

Projektbeginn:
2021
Projektabschluss:
2024

Jüdische Filmfestivals sind zentral für die Auseinandersetzung mit ‚Jüdischem Film‘: Sie haben maßgeblich zur Durchsetzung des Begriffs aus der Filmkultur heraus beigetragen und sind Orte der Diskursivierung des Gegenstandes sowie der Aushandlungen jüdischer Perspektiven und Lebenswelten. Durch ihre Filmauswahl können jüdische Filmfestivals sowohl das Verständnis von ‚Jüdischem Film’ beeinflussen als auch Maßstäbe konstruieren, welche Filme als sehenswert gelten und somit können diese sich auch in der Erstellung eines (jüdischen) Filmkanons beteiligen. Von der ersten Ausgabe des jüdischen Filmfestivals in San Francisco 1981 bis heute ist die Zahl auf fast 180 Filmfestivals angewachsen. Dennoch bilden sie noch ein Desiderat der (Filmfestival-)Forschung.

Durch das Dissertationsprojekt soll erstens eine systematische Katalogisierung der Filmfestivals als weltweites Phänomen vorgenommen und die Entstehung dieser analysiert werden. Zweitens soll diese Katalogisierung durch Fallstudien ergänzt werden, um eine Typologie jüdischer Filmfestivals zu entwickeln. Dabei wird die Programmierungsarbeit - unter anderem, durch die Auswahlprozesse der Filme, die Kuration und die Darstellung ‚Jüdischen Films’ in den Festivalmaterialien, wie Programmheften, Plakaten, Trailers – systematisch durch eine noch zu entwickelnde Codierungsstrategie anhand einer zu erstellenden Datenbank analysiert.

Hier wird erstens untersucht, was jüdische Filmfestivals als ihren Gegenstand verstehen und wie sie diesen darstellen und vermitteln; zweitens welche Filme bei (mehreren) jüdischen Filmfestivals gezeigt werden und infolgedessen als jüdische Filme betrachtet werden (eine solche Entwicklung bezeichne ich als ‚jüdische Vita‘ der Filme); drittens welche diskursiven Räume dabei entstehen und inwiefern spezifisch jüdische Themen in diesen Diskursen verhandelt werden; schließlich viertens inwiefern jüdische Filmfestivals sich durch ihre Aktivitäten am Schreiben einer jüdischen Filmgeschichte beteiligen – unter anderem auch in Retrospektiven.

  • Projektleitung: Lucy Pizaña
  • Kontakt: lucy.pizana@filmuniversitaet.de
  • Zur Person: Lucy Pizaña, geboren 1990 in Mexiko-Stadt, studierte im Master Filmkulturerbe an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und im Bachelor Film- und Theaterwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sie arbeitete über die Jahre bei der Organisation und Programmierung von verschiedenen Filmfestivals, unter anderem bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin (Berlinale). Außerdem war sie bei der Organisation verschiedener Konferenzen, im Filmvertrieb und an der DEFA-Stiftung tätig. Seit Oktober 2020 arbeitet sie als akademische Mitarbeiterin bei der Nachwuchsforschungsgruppe »Was ist jüdischer Film?« an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und promoviert dort zu jüdischen Film Festivals.
  • Webseiten: https://juedischefilmgeschichte.de/, https://www.linkedin.com/in/lucypizanaperez/ 
  • Betreuer*innen Promotion: 
  • Wissenschaftliche Promotion im Studiengang: Medienwissenschaft