RÜCKSCHAU 11. TRANSDISZIPLINÄRES KOLLOQUIUM: FORSCHUNG IM KUNSTLABOR MIT PROF. FRANK GESSNER UND JULIAN KLEIN
Am 02. Februar 2012 fand das 11. Transdisziplinäre Kolloquium mit Prof. Frank Geßner und Julian Klein an der HFF "Konrad Wolf" statt. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der Präsentationen der beiden Künstler. Die sich an die Vorträge der beiden anschließende Diskussion, moderiert von Prof. Marlis Roth, mit dem Publikum war lebhaft und widmete sich verschiedenen Themen von Autorschaft, einem Vergleich der Methoden und Forschungsergebnisse der künstlerischen und der wissenschaftlichen Forschung. Doch diese hier nachzuzeichnen, führte zu weit, deshalb beschränken wir uns in dieser Rückschau auf einen kurzen Überblick der von Geßner und Klein vorgestellten Projekte.
FRANK GESSNERS "TOWARDS THE IMAGE": WANDEL VOM ANALOGEN ZUM DIGITALEN ALS DER ZENTRALE KONFLIKT EINER KÜNSTLER-GENERATION
Im ersten Teil des Kolloquiums erläuterte Prof. Frank Geßner den theoretischen und künstlerischen Kontext, in dem seine im Dezember 2011 in Potsdam gezeigte kinematografische 360° Installation „Alias Yederbeck“ entstanden ist. Geßner bezeichnete den Wandel vom Analogen zum Digitalen als den zentralen Konflikt seiner Generation, den er in seinem umfangreichen Projekt „Towards the Image“, in dem „Alias Yederbeck“ den ersten von vier Sätzen bildet, aufgreift und bearbeitet.
Ihm sei es darum gegangen seine spezifischen Erfahrungen als selbst reflexiver Künstler mit künstlerischen Mitteln zum Ausdruck zu bringen.
Geßner geht es dabei um das bildnerische Nacherleben – und nicht die Reflexion in einem Text oder die Reproduktion mit den Mitteln der Fotografie. So hat er sich in über 1000 Skizzen und Gouachen durch 2000 Jahre europäischer Malereigeschichte gezeichnet und gemalt. 252 Gemälde, ein umfangreiches Archiv, in dem sich die Skizzen, Gouachen und viel anderes Material findet, das rhizomartige Verlinkungen und Assozierungen ermöglicht, bildeten den Ausgangspunkt für die mediale Transformation des Materials in das Alias Yederbeck Panaroma und die Ausstellung.
JULIAN KLEIN: KÜNSTLERISCHE FORSCHUNG MIT ELEKTRODEN UND THEATERIMPROVISATION
Julian Klein verortet seine Arbeit und die des Instituts für künstlerische Forschung am Radialsystem V in Berlin in einem Raum, in dem Kunst, Wissenschaft und Forschung gleichzeitig und gemeinsam existieren und praktiziert werden. Je nach Projekt treten mal die künstlerischen, mal die forschenden, mal die wissenschaftlichen Aspekte stärker in den Vordergrund. Zwei Projekte stellte Klein beim Kolloquium vor.
Für „Brain Study“ entwickelte das Team aus Wissenschaftlern und Künstlern eine Software, bei der die mit Elektroden am Kopf gemessene Gehirnaktivität durch extreme Verstärkung in akustische Signale übersetzt wird.
Fünf von Klein als „Gehirnspieler“ bezeichnete Personen trainierten über mehrere Wochen mit diesem System, bei dem sie ihre eigene Gehirnaktivität über Kopfhörer hörten, bis sie diese direkt beeinflussen konnten. Sie bildeten das Herzstück, gemeint in dem Sinne, dass der Herzschlag eines der Spieler den Rhythmus für die Aktivitäten vorgab, eines Gehirnmodells, das als Installation im kreisförmigen Untergeschoss einer Theaterbühne im Haus der Berliner Festspiele dargeboten wurde. Die fünf Spieler wurden in dem runden Raum an den Stellen positioniert, wo im Gehirn jeweils das Areal liegt, dass sie repräsentierten und welches sie durch ihre bewusst gesteuerten und für jeden Zuschauer hörbaren Gehirnaktivitäten erfahrbar machten.
Für Brain Study wurden Ergebnisse / Verfahrensweisen der Neurowissenschaften in einer künstlerischen Installation für das Publikum erlebbar gemacht. Beim Projekt Emotionsbewertung: Ästhetische Modulation affektiver Valenz lieferte die künstlerische Arbeit (Improvisationstheater) die 'Daten', die mit Hilfe von Methoden der psychologischen Forschung ausgewertet wurden.
Dieses Projekt war eine Kooperation mit den Wissenschaftlern des Exzellenzcluster Languages of Emotion der Freien Universität Berlin, um die Lust am Ärger zu erforschen. Dafür entwickelten Julian Klein und seine künstlerischen Kollegen mit den Methoden des Improvisationstheaters einen pseudo-wissenschaftlichen Intelligenztest, an dem Probanden (die nicht wussten, dass es sich um eine Theaterinszenierung handelte) und Theaterbesucher teilnahmen. Die Reaktionen der Testteilnehmer wurden anschließend vom FU-Team ausgewertet.