Christine Lang: Das ästhetische Sehen. Implizite Dramaturgie in David Lynchs Mulholland Drive

In dieser detaillierten dramaturgischen Analyse des Films MULHOLLAND DRIVE (2001) wird dargestellt, auf welche tradierten dramaturgischen Modelle der Regisseur David Lynch zurückgreift, diese variiert, bricht, fragmentiert und neu kombiniert.

Projektbeginn:
2016
Projektabschluss:
2022
 (öffnet Vergrößerung des Bildes)
Mulholland Drive, Studiocanal-Blu-ray-Disc 2017

Kaum ein anderer Film wie Mulholland Drive hat eine so anhaltende Auseinandersetzung hervorgebracht – im wissenschaftlichen Kontext ebenso wie in den sozialen Medien. Der Film von Regisseur David Lynch von 2001 ist ein Filmklassiker, aber auch ein Stück Popkultur. Die anhaltend lebendige Beschäftigung mit dem Film beruht dabei nur zum Teil auf der spannenden Erzählung über eine aufstrebende Schauspielerin in Hollywood und dem gelungenen Genre-Mix aus Detektivstory, Thriller und Liebesmelodrama. Vor allem erwächst sie aus der bedeutungsoffenen, verrätselten Erzählweise, welche die Zuschauenden explizit zur eigenständigen Interpretation einlädt und durch die der Film sich im Auge der Zuschauenden immer aufs Neue aktualisiert. Die nicht nachlassende Attraktion beruht auf der anhaltend faszinierenden Weise, mit der bekannte dramaturgische Verfahren variiert, gebrochen, fragmentiert und komplex kombiniert werden. 

Die vorliegende detaillierte Studie, Szene für Szene, macht den Film und seine ästhetischen Strategien begreiflich, zugleich handelt es ich um eine Einführung in erzähltheoretische und dramaturgische Grundlagen. Aus der Perspektive der Dramaturgie, die sowohl theoretische als auch praktische Disziplin ist, lassen sich die als „rätselhaft“ oder „unzuverlässig“ empfundenen Aspekte der filmischen Erzählung erklären sowie verbindliche Schlussfolgerungen zum Verständnis von Plot und Story ableiten. Durch die dramaturgische Analyse werden die zahlreichen intertextuellen Bezüge – zur Bildenden Kunst, zu antiken Mythen und Psychoanalyse – und deren Rolle in der dramatischen Konstruktion verständlich. Und nicht zuletzt geht mit ihr die Befähigung zum Ästhetischen Sehen einher, durch das sich der Film für die Betrachtenden erst vollständig entfaltet. Die Arbeit adressiert sich insofern sowohl an Filmschaffende, denen sie Möglichkeiten der Dramaturgie und des visuellen Erzählens aufzeigt, als auch an Filmwissenschaftler*innen, die an den avancierten dramaturgischen Verfahrensweisen des postmodernen Filmerzählens interessiert sind. 

  • Projektleitung: Christine Lang
  • Zur Person: Christine Lang ist Kulturwissenschaftlerin, Dramaturgin und Filmemacherin. Sie arbeitet und lehrt in Praxis und Theorie, im Bereich des Films und des Theaters. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Dramaturgie und Ästhetik des filmischen Erzählens. Ihre Veröffentlichungen sind Beitrag zu einer praxisbasierten Film- und Erzählforschung, spezifisch künstlerisches Wissen wird für die Theorie produktiv gemacht, so wie die Erkenntnisse der Theorie für die künstlerische Praxis. Sie unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater „Mendelsohn Bartholdy“ in Leipzig und an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. 
  • Betreuer*innen Promotion: 
  • Wissenschaftliche Promotion im Studiengang: Medienwissenschaft