In Blau - multimediale, interaktive Installation und Radio-Feature

Die Gewerke Filmmusik, Drehbuch/Dramaturgie, Szenografie und Animation sind 2019 zusammengekommen, um im Feld der künstlerischen Forschung in Aktion zu treten. Das Ziel: eine multimediale, interaktive Installation und ein Radio-Feature.

Projektbeginn:
2019
Projektabschluss:
2021

Am Anfang standen ein poetischer Text, inspiriert durch das Stück “Last Work” von Ohad Naharin, die Farbe Blau und zwei spielfreudige Teammitglieder, Justin Robinson und Angelina Urbanczyk, die daran interessiert waren, sich entgegen der üblichen Entwicklungsprozesse einfach einmal “ins Blaue hinein zu stürzen”.

Das Thema “Einsamkeit” entblätterte sich erst mit der Zeit, als das Team darüber sprach, dass das Leben zunehmend von Distanz, Isolation, Einsamkeit, Unverbindlichkeiten und Beziehungen relativer Dauer und Tiefe geprägt sei. Die sozialen Symptome: der Ausfall einer Geste, der ausweichende Blick, der den Smalltalk oder auch nur das soziale Lächeln ersetzt. Sie folgten ihrer Hypothese - wenn das Individuum seine Fähigkeit verliert, kollektiv zu denken und sozial zu handeln, wird es die nächste Krise nicht überstehen - und begannen tiefer zu forschen.

Dabei kristallisierte sich neben ihrem Interesse an den Symptomen unserer Zeit der Wunsch nach gesellschaftlicher Ansprache bzw. einer Aufforderung zur Teilhabe heraus. Die Frau im blauen Kleid, die Mittelpunktfigur ihrer Erzählung, spürt diesen (un-)erfüllten gesellschaftlich-sozialen Bedürfnissen rund um Nähe und Distanz nach und zeichnet Folgen für die Zukunft. Das passiert auf Deutsch, Englisch, Koreanisch und Portugiesisch, um so der Grundhaltung des Teams gerecht zu werden, dass in einer multikulturellen Gesellschaft die Reduktion auf eine Sprache zwangsläufig zur Ausgrenzung führt.

Bei der Uraufführung im Februar 2020 wurde der Raum für den Diskurs eröffnet. Die Besucher*innen der Installation konnten in einer in dunkles Blau getauchten Halle, einem Schutzraum zum Loslassen in aller Öffentlichkeit, für einen Moment ihrem eigenen Blau-Gefühl nachsinnen, durch die eigene Nähe oder Distanz zu sich, zu anderen Besucher*innen oder zur Geschichte selbst in den Dialog treten, und im Loop eine ganz eigene Erzählung finden. Das Radio Feature, das als letzter Teil des Projekts 2021 online veröffentlicht werden soll, arrangiert das bisher gesammelte Material noch einmal neu.

Das Team sagt: „Wir hoffen, dass unser Schnittstellen-Projekt Brücken schlagen kann, um ein größeres Bewusstsein für kritische Verhaltensmuster unserer postmodernen Lebensweise zu schaffen und Stigmata gegenüber dem Thema “Einsamkeit” abzubauen, da wo eine breitere Debatte noch hinkt bzw. sich noch schwer tut, ihre Sprachfähigkeit zu erlangen. Denn schließlich ist mit Einbruch der Corona-Krise weit nach dem Projektbeginn, bei der die Einsamkeit flächendeckend über uns alle kam, die gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit ihr nun unabdingbar.“

Projektleitung: Angelina Urbanczyk

Team

  • Idee, Buch, Regie, Produktion: Angelina Urbanczyk
  • Idee, Co-Regie, Produktionsassistenz, Komposition, Musik- und Sprachaufnahmen, Sounddesign, Mischung: Justin Robinson
  • Animation: André Correia
  • Szenenbild: Hyerim Lee