Lake Baikal: Re-Animation des Animismus

Das künstlerische Forschungsprojekt von Alisi Telengut stellt indigene Epistemologien und Erfahrungen in den Vordergrund, um die anthropozentrischen und dualistischen Perspektiven der Moderne in Frage zu stellen. Es konzentriert sich auf animistische Glaubensvorstellungen und erforscht die sympoietische Mensch-Tier-Natur-Beziehung der burjatischen Mongolen rund um den Baikalsee in Sibirien.

Projektbeginn:
2020
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Der Begriff des Animismus wurde im 19. Jahrhundert von der westlichen Anthropologie mit kolonialistischen Zuschreibungen versehen und als problematischer Begriff geprägt. Nachdem der Begriff in der Ethnologie im 20. Jahrhundert lange gemieden wurde, wurde er in den letzten zwei Jahrzehnten durch die weltweiten Bewegungen indigener Gemeinschaften wiederbelebt: für eine Umweltethik und die Rechte nicht-menschlicher Materialitäten. Die animistische Idee selbst kommt einer Weltanschauung gleich: Die Welt ist voller Personen, von denen nur einige als menschlich gelten, das Leben ist geprägt von den Beziehung zu anderen und sämtliche Objekte, die Natur oder auch der gesamte Kosmos werden als lebendig wahrgenommen, mehr als ein "Du" und weniger als ein "Es".

Indem das Projekt die neu definierte Identität des indigenen Burjatenvolkes kennenlernt, erforscht es den komplexen, dynamischen, situierten und reaktionsfähigen "neuen Animismus", indem theoretische Untersuchungen auf die kreative Kunstpraxis treffen, und zwar aus einem dekolonialen Ansatz heraus.

Projektleitung: Alisi Telengut