Tatiana Astafeva: Touching Distance: Ostalgie in German Cinema after the Reunification

Das Projekt konzeptualisiert Ostalgie aus der kognitiv-phänomenologischen Perspektive als Differenzerfahrung und analysiert Ostalgie als Filmgenre.

Projektbeginn:
2016

Das Projekt zielt darauf ab, Filme über die Deutsche Demokratische Republik (DDR) zu analysieren, die in den 1990er–2010er Jahren produziert wurden. Der theoretische Hintergrund der Studie verbindet den von Frank Ankersmit vorgeschlagenen Zugang zur Nostalgie als Differenzerfahrung und eine kognitiv-phänomenologische Position zum Kino. Anstatt Nostalgiefilme über die DDR als homogenes Phänomen zu analysieren, das den totalitären Staat romantisiert, zielt die Studie darauf ab, Ostalgie als facettenreiches Filmgenre zu konzeptualisieren. Im Gegensatz zu den meistenrezeptionswissenschaftlichen Arbeiten zur Nostalgie im Kino geht das Projekt von Christine Gledhills Prämisse aus, dass Genres flexible Gebilde sind, die sich im diffusen Raum zwischen Filmästhetik und Zuschauerreaktion bilden. Der Kern des Ostalgie Filmgenres ist folglich die Differenzerfahrung, die durch verschiedene ästhetische und narrative Strategien „vorfokussiert“ wird. Diese genrebasierte Definition ermöglicht es, das Phänomen des Ostalgie Filmgenres in seiner Heterogenität zu konzeptualisieren und die Mechanismen offenzulegen, die im Wesen nostalgischer Erfahrung liegen.

Die theoretische Konzeptualisierung wird durch die Analyse von Filmbeispielen untermauert, die es erlauben, einige Potenziale des Ostalgie Filmgenres aufzuzeigen. So kann ostalgische Differenzerfahrung ein reflexives ideologisches Potential entfalten, indem durch die Filme die DDR-Vergangenheit kritisch wahrgenommen, reflektiert und aufgearbeitet wird. Zudem können Ostalgiefilme subversive Ästhetiken offenbaren, die eine Differenzerfahrung ermöglichen, sich an Kitsch und Retro orientieren oder sich in reaktionären politischen Diskussionen auflösen.

  • Projektleitung: Tatiana Astafeva
  • Kontakt: Tatiana.Astafeva(at)filmuniversitaet.de
  • Zur Person: Tatiana Astafeva ist Doktorandin an der Filmuniversität Babelsberg und war Stipendiatin des Brandenburgischen Zentrums für Medienwissenschaften – ZeM (2016–2019). Zudem ist sie wiss. Mitarbeiterin an der Universität Bremen im DFG-Projekt „Filmkomödie nach dem ‚Dritten Reich‘“ (2021–2024) und Chefredakteurin der OA-Zeitschrift Research in Film and History. Darüber hinaus war sie wiss. Mitarbeiterin im BMBF-Projekt „Audiovisual Histospheres“ (2019–2020).
  • Betreuer*innen Promotion: 
  • Wissenschaftliche Promotion im Studiengang: Medienwissenschaft