Nachruf

Wir trauern um Professor Dr. sc. Dieter Wiedemann

Unser Absolvent, Professor und ehemaliger Präsident verstarb am Abend des 30. Oktober 2025 nach langer Krankheit.

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„Wir verabschieden einen Mann der ersten Stunde in Brandenburg, der den Aufbau der hiesigen Hochschullandschaft maßgeblich mitgestaltet hat.“ Mit diesen Worten eröffnete Ministerpräsident Matthias Platzeck 2012 die Feier zu seinem Eintritt in den Ruhestand - nun müssen wir uns für immer verabschieden: Der Medienwissenschaftler und Medienpädagoge Prof. Dr. Dieter Wiedemann verstarb am letzten Donnerstag. 

1946 geboren in Liebschitz / CSR begann Dieter Wiedemann nach dem Abitur zunächst ein Studium an der Theaterhochschule in Leipzig und beendete sein Studium an der damaligen Hochschule für Film und Fernsehen mit dem Abschluss als „Theaterdramaturg“. 1971 ging er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Zentralinstitut für Jugendforschung in Leipzig, absolvierte begleitend von 1972 – 1975 ein postgraduales Studium der Pädagogischen Psychologie an der Universität Leipzig und forschte zu Themen der Film- bzw. Kunstwirkungsforschung mit einer Promotion 1980 und der Habilitation 1988. 1990 erhielt er von der HFF die „facultas docendi“ und prägte die Hochschule bis zu seinem Ruhestand 2012: Zunächst Direktor des Instituts für Medienforschung wurde er 1993 zum Gründungsbeauftragten für den Studiengang "AV-Medienwissenschaft" ernannt und 1995 zum Professor für "AV-Medienwissenschaft" berufen. Im Juli 1995 wurde er einstimmig zum Rektor der Hochschule gewählt und blieb in dieser Position – ab Mai 2000 als Präsident - bis Dezember 2012. 

In den über 17 Jahren seiner Präsidentschaft hat er die Hochschule nicht nur erfolgreich im gesamtdeutschen Hochschulsystem platziert, sie hat auch eine internationale Ausprägung erfahren. Unter seiner Leitung wurden neue Studiengänge gegründet, der Hochschule 2000 das wissenschaftliche Promotionsrecht verliehen, die Kinderfilmuniversität gegründet und der Neubau an der Marlene-Dietrich-Allee erkämpft – um nur einige Leistungen zu nennen. Vor allem dem Filmmuseum Potsdam war Dieter Wiedemann über seine gesamte Amtszeit engstens verbunden. Er hat sich immer wieder dafür stark gemacht, dass das Museum auch schon vor der Integration als Schaufenster in der Innenstadt für die Arbeiten der Studierenden fungierte. Absolvent*innen kuratierten und gestalteten Ausstellungen und präsentierten ihre Filme im Museumskino. Als Wegbereiter der Integration im Jahr 2011 hat er dem Filmmuseum, gemeinsam mit der damaligen Direktorin Bärbel Dalichow, zu einer gesicherten Zukunft verholfen. Sein großer Wunsch war die Universitätswerdung, die er schließlich 2014 mitfeiern konnte. 

Gleichermaßen mit Realitätssinn und Visionsgabe ausgestattet, vor allem aber mit seiner „fröhlichen Penetranz“ – wie der ehemalige Oberbürgermeister Jann Jakobs es einst nannte -, ist es Dieter Wiedemann immer wieder gelungen, Politik, Gremien oder das Kollegium von seinen Plänen und Visionen zu überzeugen und diese dann auch umzusetzen. Unter anderem dafür wurde er 2013 mit dem Eintrag in das goldene Buch der Stadt Potsdam gewürdigt. 

Die Liste seiner Jurytätigkeiten, Vereins-, Verbands-, Instituts- und Gremienmitgliedschaften und Vorstandsarbeiten ist lang, u.a. war er Vorsitzender der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, Mitglied des Kuratoriums der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), Vorstand der Deutschen Akademie für Fernsehen und von ProWissen e.V., Kuratoriumsvorsitzender des Festivals „Goldener Spatz“ und Mitglied im Kuratorium des Filmfestival Cottbus. Als Jurymitglied entschied Dieter Wiedemann wiederholt über die Vergabe des Grimme-Preises und des "Goldenen Spatzen“ mit. Das Filmfestival in Zlin und viele andere nationale Festivals schätzten ihn als Juror. Dieter Wiedemann war Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zu Film, Fernsehen und Theater, insbesondere zu Rezeption und Wirkung, mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliche, zur Medienpädagogik und zur künstlerischen HS-Ausbildung, zuletzt „Medienzukunft 2025 - Wie kann Vielfalt gelingen? Zur Weiterentwicklung der öffentlich-rechtlichen Medien (Bielefeld 2023). 

Sein Engagement als Wissenschaftler, begeisterter Cineast, Kunst- und Kulturliebhaber aber auch Fußballfan behielt er bis zum Schluss. Er war nicht nur Teilnehmer, sondern mischte sich aktiv ins Geschehen ein, ob als Vorsitzender des Ehrenrats seines Fußballvereins, im Förderkreis des Hans Otto Theaters und nicht zuletzt als Vorsitzender des Freundeskreises des Filmmuseums. Von 2017 bis 2024 nutzte er seine unzähligen Kontakte für eine stetig wachsende Mitgliederzahl, für mehr Präsenz des Freundeskreises innerhalb des Museums und auch nach außen. Er begleitete den Umzug der Sammlungen an den Medienstandort Babelsberg und unterstützte die Direktion mit seinem reichen Schatz an Erfahrungen zum Meistern großer Herausforderungen. 

Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle: „Ob bei der Eröffnung des Filmmuseum-Schaudepots, beim cineastischen Leckerbissen im Thalia-Kiezkino oder beim Filmuni-Jubiläum: Dieter Wiedemann war stets dort zu finden, wo es um bewegte Bilder ging. Dass die Hochschule für Film und Fernsehen KONRAD WOLF ihren exzellenten Ruf als Filmtalenteschmiede in den turbulenten Nachwendejahren behielt und später aus ihr Deutschlands erste und einzige Filmuniversität wurde, ist ihrem ehemaligen Präsidenten Dieter Wiedemann zu verdanken. Seinen Visionen, seiner Beharrlichkeit, seinem Geschick, seiner Leidenschaft. Die hervorragende Entwicklung der Medienstadt Babelsberg – sie war und ist auch sein Verdienst. Er fehlt – dem Land, der Filmuniversität, mir persönlich.“

Prof. Dr. Susanne Stürmer: „Dieter Wiedemann hat auch für unsere Hochschule gelebt. Stets war er präsent, hervorragend vernetzt, bestens informiert, mit einem exzellenten Gedächtnis ausgestattet für all die kleinen und großen Dinge, die er für und mit der Hochschule in den Jahrzehnten bewegt hat. Es ist noch schwer zu begreifen, dass er nicht mehr da ist. Die Filmuniversität Babelsberg wäre ohne Dieter Wiedemann nicht, was sie ist.  Von Herzen Danke, lieber Dieter!“

Wir werden sein Engagement und seine Leistung in Ehren halten, ebenso wie seinen Einsatz für Kreativität und Individualität. Vor allem aber werden wir den Menschen vermissen, seinen kritischen und diskursiven Geist, seine ruhige besonnene Art, seinen Optimismus und seine lebensfrohe Haltung. 

Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Silvia, seinen Kindern und Enkelkindern.

 

Prof. Dr. Susanne Stürmer, Präsidentin der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF

Dr. Michael Fürst, Leiter des Filmmuseum Potsdam

Lisa Nawrocki und Sönke Kirchhof, Vorsitzende des Alumniverein der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF e.V.

Tony Loeser, Vorsitzender des Freundeskreises des Filmmuseums Potsdam e.V.