Für den diesjährigen FIRST STEPS Award haben die fünf Fachjurys aus 187 eingereichten Projekten die diesjährigen Nominierten ausgewählt. Wir freuen uns sehr über drei Nominierte aus den Reihen der Filmuni, die bereits jetzt mit jeweils 1.000 Euro Preisgeld belohnt werden - an sich schon eine Auszeichnung!
In der Kategorie Kurzfilm hat es der Animationsfilm MEINE GROSSMUTTER IST FALLSCHIRMSPRINGERIN unter die Nominierten geschafft: Alfyia, eine lebensfreudige junge Frau im Zentralasien der 1960er Jahre, betreibt aktiv Fallschirmsport und macht eine Ausbildung zur Hebamme, als sie einen außergewöhnlichen Anruf von ihrer Enkelin aus dem Jahr 2022 erhält, die sich angesichts der Invasion in der Ukraine Sorgen um die Sicherheit ihrer Großmutter macht. In diesem generationsübergreifenden Gespräch über Zeit und Raum hinweg versucht die Enkelin, das Familiengedächtnis und die eigene ethnische Identität wiederherzustellen und neu zu überdenken, den endlosen Kreislauf des kollektiven Traumas zu durchbrechen und über den Sinn des menschlichen Lebens nachzudenken. In dem Film verbindet Polina Piddubna “dokumentarische Erinnerung mit poetischer Reflexion und findet hierfür eine eigene, außergewöhnliche Ästhetik. Die Regisseurin wagt einen mutigen erzählerischen Sprung über Raum und Zeit hinweg und schafft ein generationsübergreifendes Gespräch zwischen einer lebensfrohen Fallschirmspringerin der 1960er Jahre und ihrer Enkelin im Heute. Mit einem originellen Ansatz, einer unverwechselbaren visuellen Handschrift und großer erzählerischer Sorgfalt schafft dieser Film einen ausdrucksstarken und zugleich sehr gegenwärtigen Blick auf eine besondere Lebensgeschichte, welche die Regisseurin mit kollektiven Themen wie Krieg, Trauma und Zugehörigkeit gekonnt zu verknüpfen weiß.”
Unsere guten Wünsche gehen auch an Robert Deçani, der mit seinem Film THE SONS OF ILIR ebenfalls in der Kategorie Kurzfilm startet und bald sein Master-Studium an der Filmuni aufnehmen wird. Und natürlich auch an unsere Alumni, die zahlreich an der Produktion von ZUHAUSE IST DORT, WO DIE STERNFRÜCHTE SAUER SIND - nominiert für die Kategorie Dokumentarfilm - beteiligt sind, wie Đức Ngô Ngọc, Sarah Noa Ngô Ngọc oder Laura Espinel.
Für den Michael Ballhaus Preis geht Hovhannes Martirosyan für seine Bildgestaltung des Films SABAT ins Rennen, eine Produktion von Filmuni und Ma.Ja.De Film: Der Filmstudent und Diplomat Sabat, eigentlich Batkhorol Sagdkhorol, verschwand vor über 40 Jahren aus der mongolischen Botschaft in Ost-Berlin. War er Spion, Überläufer, auf der Flucht oder in die Machenschaften des Regimes verstrickt? Jahrzehnte später begibt sich die Filmemacherin Anna Maria Beeck auf die Suche: Von der ältesten Filmhochschule Deutschlands in Babelsberg bis in die entlegenen Winkel der Mongolei. Doch je näher die Wahrheit rückt, desto mehr entgleiten die Antworten. “Mit SABAT entsteht eine filmische Spurensuche, die sich weit über das Dokumentarische hinaus entfaltet, getragen von einer Kameraarbeit, die Beobachtung, Poesie und Nähe in bemerkenswerter Balance hält. Der punktuelle Einsatz von 16-mm-Filmmaterial als zusätzliche Bildebene gibt der Vergangenheit haptische Präsenz und zeitliche Tiefe, ohne in Nostalgie zu verfallen. Die Kamera wirkt dabei fast wie ein zusätzlicher Charakter: still, suchend, einfühlsam. Sie findet Bilder für das Unsagbare, für das Fragende, das Erinnernde. Landschaften und Gesichter werden mit großer Ruhe und gestalterischer Klarheit eingefangen, das suchende Moment durchkomponiert, ohne den Menschen ihre Würde zu nehmen. SABAT ist ein atmosphärisch dichter Film, der mit wenigen Mitteln visuelle Größe entfaltet”, so das Juryurteil zur Nominierung.
Für den Big Audience Award hat die Jury auch den Spielfilm DANKE FÜR NICHTS ausgewählt. Eine Produktion von Schiwago Film GmbH in Koproduktion mit der Filmuniversität und ZDF - Das kleine Fernsehspiel und das Spielfilmdebüt von Master-Studentin Stella Marie Markert. Der Film handelt von Katharina, Ricky, Victoria und Malou, die in einer betreuten Wohngruppe leben. Dort haben sie sich eine anarchische Utopie aufgebaut als Gegenentwurf zu allem, was sie ablehnen: Eltern, Schule, Regeln. Mit dem Sozialarbeiter Ballack als halbherzigem Aufpasser geht das gut, bis ihre „Leben und Leben lassen“-Vereinbarung ins Wanken gerät. Die Jury zu ihrer Entscheidung: “Mit Mut, Tempo und schwarzem Humor erzählt DANKE FÜR NICHTS eine Geschichte über psychische Gesundheit, Freundschaft und Lebensmüdigkeit – ohne Pathos, ohne Erklärzwang. Stattdessen erleben wir eine publikumsnahe, sehr eigene Erzählhaltung, die ernste Themen mit Feinfühligkeit, Witz, Dynamik und emotionaler Tiefe verbindet. Die vier Hauptfiguren sind stark gezeichnet, die Dialoge pointiert, das Ensemble glaubwürdig. Der Film setzt auf Unterhaltung und schafft es, Tabus anzutasten, ohne moralisch zu werden. Ein Film, der sich traut, komplexe Lebensrealitäten zugänglich zu erzählen und dem Publikum sogar ein Happy End schenkt.”
Wir drücken allen Teams für die Preisverleihung am 6. Oktober im Stage Theater des Westens Berlin die Daumen! Moderiert wird die Verleihung von Schauspielerin, Sängerin und Entertainerin Gisa Flake. Um 19:30 Uhr wird die Verleihung als Livestream in der ARD-Mediathek öffentlich übertragen.
Der Nachwuchspreis FIRST STEPS ist die bedeutendste Auszeichnung für Abschlussfilme von Filmschulen in den deutschsprachigen Ländern. Er ist mit insgesamt 132.000 Euro der höchst dotierte Nachwuchspreis und wird jährlich in zehn Preiskategorien an Regisseur*innen, Produzent*innen, Bildgestalter*innen, Schauspieler*innen und Drehbuchautor*innen von kurzen, mittellangen und abendfüllenden Spielfilmen, Dokumentarfilmen sowie sehr kurzen Formaten vergeben.
Pressematerial zu FIRST STEPS steht unter https://www.firststeps.de/presse/zum Download bereit.
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