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Wir trauern um Ingo Kock

28 Jahre war er Professor für Tongestaltung an der Filmuniversität. Am letzten Wochenende verstarb er im Alter von 70 Jahren.

In Werder (Havel) nahe Potsdam aufgewachsen fand der Sohn zweier Lehrer früh zur Musik. Als Autodidakt erlernte Ingo Kock Bassgitarre und wurde Bandleader der Bluesband "Ujamaa". Und auch der Technik galt seine Leidenschaft, was ihn schließlich zum Studium der Informationstechnik und theoretischen Elektrotechnik an die technischen Hochschule Ilmenau führte, die er mit Erlangung des akademischen Grades Dipl.-Ing. und dem Prädikat "sehr gut" absolvierte. Es folgten Tätigkeiten als Entwicklungsingenieur für Handfunksprechgeräte im Funkwerk Köpenick und als Prüfingenieur bei der Technischen Kontroll Organisation (TKO) im Schaltgerätewerk Werder bevor er 1979 in die Abteilung Tontechnik des DEFA Studios für Spielfilme in Babelsberg wechselte, ab 1986 dort dann als Musiktonmeister arbeitete. "Ich betreute den Umbau des Musikateliers der DEFA und später dann die Projektierung eines Mischateliers und zweier Synchronstudios. Mit diesen Erfahrungen projektierte ich dann das große Mischatelier der DEFA für Dolby-Stereo Mischungen. 1990 war ich im Musikatelier der einzige Tonmeister und wurde für alle Musikaufnahmen im DEFA Studio für Spielfilme verantwortlich, da der Kollege in Rente gegangen war", so Ingo Kock über seine DEFA-Zeit.

Erste Arbeitsbande zur Hochschule für Film und Fernsehen (heute Filmuniversität) knüpfte er 1982: Als Gastdozent unterrichtete er "Geräte und Anlagen der Tonstudiotechnik" bis er zum 1. Februar 1992 als Lehrkraft für besondere Aufgaben ganz an die Hochschule wechselte und Unterricht in "Tonstudiotechnik und Tongestaltung" gab. Er richtete eine Lehrstudio für Tonstudierende ein und entwickelte Übungsplätze für die tontechnische Ausbildung. Eine weitere Gastdozententätigkeit (1991-1993) führte ihn an die SAE (School Of Audio Engineering) in Berlin.

1994 wurde er dann zum Professor für das Fachgebiet "Tongestaltung" berufen und lehrte in den Fächern "Grundlagen der Tongestaltung", "Tonstudiopraxis", "Filmkonzepte und Filmanalyse", "Exemplarische Tonkonzepte" bis zu seinem Renteneintritt in 2019, blieb der Hochschule selbst danach noch bis September 2022 als Gastprofessor für „Tongestaltung für audiovisuelle Medien“ erhalten.

Als Studiendekan des Studiengangs Ton/Sound (1994 - 2019 ), Fakultätsdekan (2009-2014 ) danach Prodekan (2014 - 2020) engagierte er sich für die Belange des Studiengangs und darüber hinaus. Eng begleitete er z.B. den Prozess der Umwandlung der beiden FH-Studiengänge Ton und Montage in Kunsthochschulstudiengänge, die zum 1.9.2003 vom Ministerium genehmigt und die HFF damit zur "reinen" Kunsthochschule wurde. Und ebenso war es das Verdienst von Ingo Kock, dass die Hochschule Anfang April 2005 ihre Filmtonmischung modernisierte mit der ersten Installation eines voll digitalen Harrison MPC4D Mischpults in Europa. Nebenbei war Ingo Kock 2005-2014 als Mitglied in den Verwaltungsrates des Studentenwerkes Potsdams entsandt.

Über den Lehrberuf sagte Ingo Kock einst selbst: "Wenn man diesen Beruf ernst nimmt, hat mein eigentlich nie wirklich Feierabend." Und dass er seinen Job mehr als nur ernst nahm, konnte man an der Leidenschaft erkennen, mit der er sein vielfältiges Wissen nicht nur an Studierende weitergab. 2004 - 2006 übernahm er die Aufgabe als Programmdirektor der internationalen Weiterbildungsveranstaltung „Insight Out“ und auch der Nachwuchs lag ihm am Herzen. 11 Jahre gab er im Rahmen der Kinderfilmuniversität Einblicke in die Arbeit eines Filmtonmeisters.

"Schon bei seinem Abschied von der Hochschule war klar, dass Ingo Kock eine Lücke hinterlassen würde. Ich habe ihn, mit vielen anderen, für sein Können und seine große Erfahrung, den unbedingten Einsatz für seine Studierenden und sein Fach, vor allem aber auch für seine Menschlichkeit und seine fröhliche Eigenwilligkeit sehr gemocht und geschätzt. Nun ist die Lücke, die er hinterlässt, endgültig geworden. Wir sind sehr traurig", so Filmuni-Präsidentin Prof. Dr. Susanne Stürmer zum Tod des langjährigen Kollegen und Prof. Armin Pommeranz ergänzt im Namen des Studiengangs: "Die Studierenden konnten sich immer darauf verlassen, dass er sich für ihre Sache einsetzt, wir Kollegen konnten uns immer darauf verlassen, dass er mit seiner ganzen Kraft und Entschlossenheit für den Studiengang da war. Vor allem aber: Man konnte aufschauen zu seiner entwaffnenden Ehrlichkeit. Das war nicht immer einfach, aber seine unerschütterliche Aufrichtigkeit war etwas ganz Großartiges, dafür musste man ihn lieben; man trifft nicht oft so integre Menschen.Was uns bei seinem frühen Tod Trost finden lässt: Wir kennen wohl kaum jemanden, der fleißiger und leidenschaftlicher gereist ist als Ingo Kock. Er hat viel von der Welt gesehen - und ihr viel gegeben."

Wir trauern mit den Angehörigen um unseren Professor, Kollegen und Freund Ingo Kock.

Im Atrium wird ab heute ein Kondolenzbuch ausliegen.