13.11.2019 - Einst als "Großes Holländisches Haus" im Auftrag des Soldatenkönigs im Stil eines barocken Stadtpalais erbaut, blickt das Areal in der Potsdamer Lindenstraße heute auf eine wechselhafte wie unrühmliche Geschichte.
Tagte hier von 1809 bis 1817 noch das erste Potsdamer Stadtparlament folgte dessen Umzug der Umbau zum Gericht und Gefängnis. Zwischen 1933 bis 1945 wurden hier Verfolgte des Nazi-Regimes inhaftiert. Vom Potsdamer Erbgesundheitsgericht genutzt, ging von hier bis 1944 die Anordnung zur Zwangssterilisation tausender Männern und Frauen aus. Nach 1945 vom sowjetischen Geheimdienst (KGB) beschlagnahmt, diente der Gebäudekomplex als Untersuchungsgefängnis und für Militärtribunale. 1952 an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) übergeben, wurde es zur Untersuchungshaftanstalt, zum "Lindenhotel" – wie es gemeinhin genannt wurde. Die letzten politischen Gefangenen wurden erst am 27. Oktober 1989 entlassen. nach der Wende wurde das Lindenhotel zum Haus der Demokratie und heute ist die Lindenstraße 54/55 eine Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung, Sonderausstellungen und Bildungsangeboten.
Beim "Tag der offenen Tür" nahmen im Januar 1990 hunderte Menschen die Gelegenheit wahr, das Gefängnis zu besichtigen. Unser Alumnus Fayd Jungnickel und sein Regie-Kollege Andreas Fischer nutzen diese Chance, mit ehemaligen Insassen, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatssicherheit (Stasi) über ihre Erlebnisse, Erinnerungen und Ansichten sprechen.
Mit ihrem eher zurückhaltenden schwarzweißen Kinodokumentarfilm kontrapunktierten die beiden jungen Filmemacher die damals sensationsheischende Berichterstattung der 'offiziellen' Medien.
Die "Reprise" am kommenden Sonntag im Filmmuseum ist eine seltene Gelegenheit, den Film nach langer Zeit wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Im anschließenden Filmgespräch stellen sich Fayd Jungnickel und Andreas Fischer den Fragen des Publikums. Es moderiert die Leiterin der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße, Uta Gerlant.
Sonntag, 17.11.2019, 11:00 Uhr
Filmmuseum Potsdam
Breite Str. 1a / Marstall
14467 Potsdam
Kartenreservierung tel. 0331-27181-12 oder per E-Mail