Alumni-News

Wir trauern um Christa Mühl

Unsere Alumna starb am 14. Oktober 2019 nach kurzer schwerer Krankheit.

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Christa Mühl, Jahrgang 1947, schloss 1973 als Diplomregisseurin ihr Studium ab und ging zum Fernsehen der DDR in den Bereich Dramatische Kunst. Zunächst  arbeitete sie als Regieassistentin und ab 1977 als Regisseurin. Mit ihren Literaturverfilmungen nach Vorlagen von Bertolt Brecht, Anna Seghers und Theodor Fontane machte sie sich als eine der wenigen Frauen beim Fernsehen einen Namen. 

Ihre Fernsehfilme entstanden zumeist im Babelsberger DEFA-Spielfilmstudio. Unvergessen blieben hier die Dreharbeiten zu "Die Rache des Kapitäns Mitchell", für den sich Teile Babelsbergs in die Londoner Hafencity verwandelten. Weil die typisch englischen, rechtsgesteuerten Fahrzeuge fehlten, ersannen die findigen Verantwortlichen, den Film seitenverkehrt aufzunehmen. Darauf musste nicht nur das gesamte Szenenbild abgestimmt werden, jede Ladenbeschriftung, die Kostüme, alles war im Original zunächst spiegelverkehrt und im Film dann richtig herum zu sehen. Eine Glanzleistung.

Daneben arbeitete Christa Mühl auch als Mentorin in den Fachrichtungen Schauspiel und Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" - heute Filmuniversität. 1988 erhielt sie den Kunstpreis der DDR.

Nach der Wende1990 gelang es ihr, ihrem Handwerk treu zu bleiben. Jetzt inszenierte sie Fernsehserien wie "Für alle Fälle Stefanie" und  "Rote Rosen". Später machte es sie geradezu wild, wenn sie in Interviews oder Veröffentlichungen auf dieses  "Nachwende-Schaffen" reduziert wurde.

Als Drehbuchautorin strickte sie an einer eigenen Rentner-Krimiserie. Mangels Senderinteresse wurde schließlich ein Buch daraus: "Seniorenknast - Wir kommen!"

Ihr Herzensprojekt aber, ein Sachbuch über die Spezialisten und Künstlerinnen am Set und hinter der Kamera des DEFA-Spielfilmstudios, für das sie jahrelang recherchiert hatte und Unmengen an Material sammelte, blieb leider unvollendet.

Christa Mühl wurde 72 Jahre alt. Ihr Tod fand in den Medien kaum Beachtung. Einzig unser Alumnus F.-B. Habel würdigt ihr Schaffen in der Jungen Welt mit einem kurzen Nachruf (hier).