Kurt Maetzig

Er war Mitbegründer der DEFA, erster Direktor der Kino-Wochenschau „Der Augenzeuge“ und Regiesseur vieler DEFA-Spielfilme. 1954 Gündungsrektor der Deutschen Hochschule für Filmkunst.

Kurt Maetzig wurde am 25. Januar 1911 in Berlin geboren. Bereits im väterlichen Betrieb – einer Filmkopieranstalt – kam er mit dem Film in Berührung. Nach dem Abitur 1930 in München studierte er Ingenieur-, Volks- und Betriebswissenschaften, an der Pariser Sorbonne später Soziologie, Psychologie und Jura.

Er stellte Filmtitel, Vorspänne und Werbetrickfilme her und promovierte 24-jährig in München zum Thema „Das Rechnungswesen einer Film-Kopieranstalt“. 1937 durfte er als wegen der jüdischen Abstammung seiner Mutter – sie nahm sich vor Kriegsende das Leben – nicht mehr beim Film arbeiten. In Berlin unterhielt er ein kleines fotochemisches Labor und hielt Vorträge über Filmtechnik. 1944 trat Maetzig in die damals illegale Kommunistische Partei Deutschland ein.

Nach Ende des Krieges zog er in den sowjetischen Sektor Berlins um, wurde Mitbegründer der DEFA und erster Direktor der Kino-Wochenschau „Der Augenzeuge“.

Sein erster Spielfilm Ehe im Schatten (1947) war der seinerzeit erfolgreichste deutsche Film. Er erzählt die dramatische und wahre Geschichte des Schauspielers Joachim Gottschalk und dessen jüdischer Ehefrau im Dritten Reich und war auch ein Stück Aufarbeitung eigener Geschichte. „Fast alles, was ich im Film (…) erzähle, erlebte ich im Umkreis meiner Familie und meiner Freunde. Ich wollte den Opfern jener Epoche ein Denkmal setzen.", so Maetzig.

Für Die Buntkarierten (1949) – der Film lief als erster ostdeutscher Beitrag 1949 auf dem Filmfestival in Cannes – und für vier weitere Filme wurde Kurt Maetzig mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Darunter auch im Staatsauftrag die beiden Thälmann Filme aus den Jahren 1954 und 1955, die ihn später in die Nähe der Partei-Propaganda stellen sollten.

Kurt Maetzig wurde 1950 Mitglied in der Deutschen Akademie der Künste Berlin (Ost).

Er war Gündungsrektor der Deutschen Hochschule für Filmkunst, der er als Professor für Filmregie und bis 1964 als Direktor verbunden blieb. Während dieser Zeit wurde Kurt Maetzig 1956 erster Vorsitzender der neugegründeten und in der Fédération Internationale des Ciné-Clubs (FICC) organisierten Vereinigung der Filmklubs der DDR.

Unter seiner Regie entstanden 23 Spielfilme, für die er zahlreiche internationale Preise erhielt, zahlreiche Dokumentarfilme und Wochenschaubeiträge. Mit Schlösser und Katen (1956) wagte er sich als erster DEFA-Regisseur an den 17. Juni 1953. Maetzig holte mit Der schweigende Stern (1959) den Science Fiction Film in Babelsberg  und drehte als ersten Europäer mit Preludio 11 (1964) einen Spielfilm über die kubanische Revolution.

Als das berüchtigte 11. Plenum 1965 fast die gesamte DEFA-Jahresproduktion auf den Index setzte und als konterrevolutionär und staatsfeindlich beschimpfte war Maetzig von den zurechtgewiesenen Regisseuren der Prominenteste. Das Kaninchen bin ich verschwand im Keller. Dass sich Kurt Maetzig weiterhin systemkonform verhielt, setzte ihn später der Kritik aus.

Als Mitglied im Vorstand des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR (1967 bis 1988) und als Präsident der Zentralen Arbeitsgemeinschaft für Filmklubs beim Ministerium für Kultur (ab 1973) engagierte sich Maetzig filmpolitisch in der DDR, nach 1974 als Vizepräsident der FICC, deren Ehrenpräsident er bis zu seinem Tod blieb, auch international.

1983 war er als Ostdeutscher Jurymitglied der Berlinale.

Nach der Wende stellte sich Maetzig den Debatten zur DDR-Filmkunst. Dabei ging es ihm nicht darum Vergangenheit nachträglich zu retuschieren. „Die Dinge sind, wie sie gewesen sind. Dazu stehe ich." (Maetzig). Im Dezember 1989 erlebte Das Kaninchen bin ich seine Erstaufführung. 2012 wurde der Film auf der Berlinale gezeigt. Sein Regisseur mit 101 Jahren eine lebende Legende und der wohl älteste Regisseur, der je zu den Filmfestspielen nach Berlin geladen wurde.

Das Filmmuseum widmete Kurt Maetzig anlässlich seines 100. Geburtstages 2011 eine Festveranstaltung und Filmreihe. Mehr 

Kurt Maetzig, viermal verheiratet und Vater dreier Kinder, Iebte zuletzt im mecklenburg-vorpommerschen Wildkuhl. Dort starb er am 08. August 2012.