Filmische Diskurse des Mangels: Zur Darstellung von Prekarität und Exklusion im europäischen Spiel- und Dokumentarfilm

Nachwuchsgruppe im Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

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Das Projekt untersucht, wie europäische Filme der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit Phänomene des Mangels darstellen und diskursivieren. Es fragt danach, welche Bilder von Prekarität und Exklusion gezeichnet, über welche Narrationen die Probleme entfaltet und welche Angebote der Empathie und der Reflexion dabei gemacht werden. Anhand von Beispielen des europäischen Spiel- und Dokumentarfilms (inkl. neuerer ‚postkinematografischer’ und webbasierter Formate) der letzten 25 Jahre werden die Diskursivierungen jener Phänomene in den Blick genommen, die in Europa zum Alltag gehören und für die soziostrukturelle Ursachen angenommen werden: prekäre Lebens- und Beschäftigungsverhältnisse, Erwerbs- und Obdachlosigkeit, Kinder- und Altersarmut, genderspezifische Probleme, Probleme von (illegalisierten) Migrant_innen und Flüchtlingen. Jeweils geht es dabei nicht vorrangig um einen Abgleich mit der vermeintlich referenzierten Wirklichkeit, sondern um die spezifischen Modalitäten der filmischen Diskurse, also die kinematografischen Darstellungsverfahren und ihre möglichen Effekte. 

Das Forschungsprojekt besteht aus drei Teilprojekten. Im ersten wird unter anderem die Ikonografie der Armut, der Einsatz kinematografischer Objekte als Synekdochen des Begehrens benötigter Dinge (Essen, Bekleidung, Transportmittel, aber auch kulturell überdeterminierter Gegenstände) und das Verhältnis zu den Figuren untersucht.

Das zweite Teilprojekt stellt dokumentarische Arbeiten ins Zentrum, die in Bezug auf die ethische Dimension und auf die Frage nach der Generalisierbarkeit des Gezeigten untersuchte (zwischen Einzelschicksal und allgemeinem Tatbestand) analysiert werden.

Im dritten Teilprojekt soll erforscht werden, wie sich die Diversifizierung von Dispositiven und die Digitalisierung in Produktion, Distribution und Rezeption auf die filmischen Arbeiten und Erfahrungen von Exklusion und Prekarität auswirken. Insgesamt wird mit dem Projekt angestrebt, eine bedeutende film- und medienkulturwissenschaftliche Forschungslücke zu schließen und dem Fach neue Perspektiven in einem gesellschaftlich relevanten Bereich zu eröffnen.

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