Wie lässt sich Queerness nicht allein durch Sex und Gender sowie Begehren erfassen, sondern über Raum und Zeit? Die Chronopolitik, wie Liz Freeman sie nennt, bestimmt unsere Lebensgeschichten, unsere Erfahrungen von Zeit und Raum, indem unsere Körper und Identitäten räumlich differenziert und zeitlich linear angeordnet werden. Im chronopolitischen Schema eines auf die Zukunft gerichteten Fortschritts, bedeutet ein gutes Leben zu führen, sich diesem Schema - durch Heirat, Kinderbekommen, usw. - anzupassen. Wenn man aber davon abweicht, muss man von Sanktionen bis zu Übergriffen alles fürchten. Vor dem Druck dieser realen Realität und dem Begehren, es zu verändern, können queere Körper und Identitäten potenziell andere Raumzeitverhältnisse hervorbringen. Film ist im Wesentlichen immer Montage und daher die Konstruktion von Raum und Zeit. Wie können Filme beziehungsweise Montageverfahren aussehen, die die Realisierung alternativer queerer Raumzeiten unterstützen? Auf der Basis einer kleinen Auswahl theoretischen Materials, die Erotohistoriografie von Liz Freeman sowie Sarah Ahmeds Happy Objects, werden wir uns zu Beginn des Seminars im Kern mit zwei Filmen auseinander setzen, die queere Raumzeiten produzieren, nämlich Jennie Livingstons dokumentarischen Film Paris is Burning aus dem Jahr 1991 sowie Eric D. Peddles ebenfalls dokumentarischen The Aggressives (2005). Wir werden gemeinsam die Montageverfahren analysieren. Anhand von Material aus konventionellen Spielfilmen werden wir dann gemeinsam mit diesen experimentieren, um selbst Verfahren queerer Raumzeit herzustellen.
Dozenten*innen: FONTE-Gastprofessorin Dr. habil. Christiane König, gemeinsam mit Prof. Gesa Marten, Susanne Foidl und Dr. Anna Luise Kiss
Beteiligte externe Partner: FONTE-Stiftung
Studiengang: MA Montage
Wann: 25./26./27. Juni & 10./11./12. Juli, ganztätig
Voraussetzung: Bereitschaft zur Gruppenarbeit und -diskussion, zur Lektüre auch englischsprachiger Texte sowie zur experimentellen Montagearbeit.
Prof. Dr. Christiane König
Curriculum Vitae:
- seit 1. Oktober 2015: Lecturer am Institut für Medienkultur und Theater an der Universität zu Köln
- 15. April 2015: Abgabe der Habilitationsschrift an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln
- 2013-2014: Visiting Fellow am Department of Media and Performing Arts an der Cornell University, Ithaca, New York
- 2011 - 2012: Vertretung Juniorprofessur Digitale Kulturen am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln
- 2010-2011: Vertretung Juniorprofessur Postkoloniale Perspektiven der Anglo-Amerikanischen Geschichte in der Anglo-Amerikanischen Abteilung des Historischen Instituts an der Universität zu Köln
- 2009-2010: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Anglo-Amerikanischen Abteilung des Historischen Instituts der Universität zu Köln
- 2005-2008: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Gender [ ] Medien in der Fächergruppe Kunst- und Medienwissenschaften an der Kunsthochschule für Medien Köln
Forschungsthemen:
- Film Studies
- kulturwissenschaftliche Filmgeschichte
- Medienarchäologie
- Feministische Technikgeschichte und -kritik
- Wissenschaftskritik und -philosophie
- Gendermedienwissenschaften
- Gender und Queer Studies
- Postcolonial, Diaspora und Migration