Anna-Sophie Philippi: Phagische Bilder – Poetologien des brasilianischen Films der 1970er-Jahre

Das Dissertationsprojekt erforscht poetische Muster, die der brasilianische Film zur Zeit der Militärdiktatur in diesem Land hervorgebracht hat. Die Formel ‚phagische Bilder' greift dabei einen kulturspezifischen Diskurs um Begriffe wie ‚Hunger‘ und ‚Kannibalismus‘ auf und denkt ihn filmanalytisch weiter.

Projektbeginn:
2019
Projektabschluss:
2023

Das filmwissenschaftliche Promotionsvorhaben widmet sich dem brasilianischen Film und konzentriert sich dabei auf ein bewegtes Jahrzehnt, das in Brasilien insbesondere von Arrangement mit der und Widerstand gegen die Militärdiktatur geprägt war. Unter diesen Vorzeichen zeitigt sich Anfang der 1970er-Jahre eine Neuorientierung und Diversifikation innerhalb der brasilianischen Filmkultur, die der Filmemacher Cacá Diegues auch als „segunda dentição“ („zweite Zahnung“) beschreibt. Die Wahl des Sprachbilds ist dabei keineswegs zufällig, sondern rekurriert auf ein bedeutendes brasilienspezifisches und zeithistorisches Diskursfeld um Begriffe wie ‚Einverleibung‘, ‚Verschlingen‘, ‚Hunger‘ oder ‚Völlerei‘.

Mit der Formel ‚phagische Bilder‘ – also etwa ‚fressende Bilder‘ – wird diese Fährte filmwissenschaftlich weitergedacht. Dabei wird analysiert, wie und auf welchen Ebenen ausgewählte Spielfilme das phagische Diskursfeld poetisch aufgreifen und welche neuen Akzente sie setzen. Welche phagischen Konzepte entwerfen die Filme? Wie reflektieren sie sich dabei in ihrer spezifischen Medialität? Ziel ist es, Antworten auf diese Fragestellungen zu finden und sie einerseits in den gesellschaftspolitischen Kontext einzuordnen, sowie andererseits aus ihnen filmphilosophischeKonsequenzen abzuleiten. Dabei wird sich, so die leitende These, die Idee eines übergreifenden ‚poetologischen Modus‘ als nicht haltbar erweisen.

  • Projektleitung: Anna-Sophie Philippi
  • Kontakt: a-s.philippi(at)filmuniversitaet.de
  • Zur Person: Anna-Sophie Philippi promoviert und lehrt als akademische Mitarbeiterin im Studiengang Medienwissenschaft an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Sie ist Gastherausgeberin des Themenheft „Brasilien“ der Fachzeitschrift montage AV (2021) sowie Ko-Organisatorin des Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums (ffk) 2021. Daneben leitete sie zuletzt zusammen mit Dr. Maike Sarah Reinerth das Forschungsprojekt „Erkenntnis bilden. Videographisch-essayistische Forschung als Erkenntnisinstrument“. Anna-Sophie Philippi arbeitete zudem als freie Filmproduzentin, war Mitgründerin der Filmproduktionsfirma Contando Films und wirkte in der Organisation mehrerer Filmfestivals mit.
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  • Betreuer*innen Promotion: 
  • Wissenschaftliche Promotion im Studiengang: Medienwissenschaft