Postcards for the Future

Das experimentelle Dokumentarfilmprojekt wirft Fragen zum Überleben auf dem Planeten Erde auf. Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen und neuer Herausforderungen. Mit der Idee, dass die Zukunft nicht etwas ist, das passiert, sondern etwas, das wir machen, schlagen die Autorinnen vor, Video-Postkarten für die Zukunft zu schreiben, die an Zuschauer*innen in der Zukunft gerichtet sind.

Projektbeginn:
2020
Projektabschluss:
2024
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Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen und neuer Herausforderungen. Mit der Idee, dass die Zukunft nicht etwas ist, das passiert, sondern etwas, das wir machen, schlagen die Autorinnen vor, Video-Postkarten für die Zukunft zu schreiben, die an Zuschauer*innen in der Zukunft gerichtet sind.

Das Filmprojekt wurde von den Autorinnen in Online-Kooperation zwischen Lissabon und Berlin als Teil des Forschungsprojekts "Film als Künstliche Intelligenz" entwickelt. Es ist als postkinematisches Patchwork-Experiment in Form digitaler Tableaus konzipiert, inspiriert von Felix Guattaris nicht verfilmtem Skript über "Cinebacteria" - Un Amour de UIQ - sowie von dem von Donna Haraway geprägten Konzept der SF – spekulativen Fabulation/ String Figure Games. SF stützt sich u.a. auf Karen Barads "Intra-Aktivität" - ein gemeinsames Schlüsselkonzept des kritischen Posthumanismus. Der im Entstehen begriffene Film entwickelt sich durch eine "tentakuläre" sensorische Denkweise, die sich durch das Internet und seine digitalen Plattformen schlängelt und Spuren hinterlässt. Als KI mit eigenem Verstand sucht der Film darüber hinaus nach einer Praxis post-anthropozentrischer Prinzipien, indem er Fäden und Knoten zwischen Holobionten-Spezies wie dem Coronavirus, den Autorinnen und selbstreflexiven digitalen KI-Charakteren spannt.

Die inhärenten Fragen, denen "Postcards to the Future" auf filmkünstlerische Weise nachgeht, präsentieren sich als vielfältig und rhizomatisch: sie verbinden philosophische, ethische, ökologische, soziopolitische, kulturelle und ästhetische Anliegen, die transversal miteinander verwoben sind. Das Konzept der Transversalität geht auf Félix Guattari zurück, der ein assoziatives Prinzip der dezentrierten Multirelationalität postuliert, das ursprünglich an die Stelle der herrschenden Machtverhältnisse treten sollte. Transversale Beziehungen verbinden verschiedene Subjekte und Ebenen jenseits hierarchischer Standards und Normen. Transversale Prinzipien ästhetisch zu nutzen bedeutet, verschiedene Praktiken des Experimentierens zu gestalten und Multiperspektivität auf dynamische und prozesshafte Weise zu fördern. Transversalität ist ein Konzept, das Bewegung und Transformation impliziert, symptomatisch für die künstlerische Forschung im Film selbst, wenn sie mit filmischen Mitteln umgesetzt wird. Es ist in diesem Zusammenhang zu unterstreichen, dass "Postcards for the Future" eminente philosophische Fragen aufwirft. Der Film überdenkt die conditio humana und ihre Beziehung zur Erde als "kritische Zone" (Latour 2018) sowie zu ihren voneinander abhängigen, artenreichen Bewohner*innen. Letztlich geht es um die Frage: Wie können wir den aktuellen ethischen und ökologischen Herausforderungen mit filmphilosophischen Mitteln begegnen?