Filmuni: Dascha, Du bist gleich 3 Mal für den Deutschen Filmmusikpreis 2018 nominiert. Unsere Glückwünsche! Wie fühlt sich das an?
Dascha: Ich habe davon zuerst gar nichts mitbekommen. Ich habe eigentlich schon geschlafen und im Halbschlaf einige Nachrichten mit „Wow, herzlichen Glückwunsch!“ erhalten und dachte im ersten Moment, es sei bestimmt nur Spam. Nach einigen Minuten habe ich dann realisiert, was los ist und war sowohl geschockt als auch euphorisiert. Ich hätte gar nicht mit einer Nominierung gerechnet und schon gar nicht mit 3!
Filmuni: Kannst Du uns einen kleinen Einblick in deine Arbeit als Studentin / Komponistin der Filmmusik geben? Wie sieht dein Alltag in der Uni aus? Wo wird komponiert? Zu Hause oder im Seminar? Wie lässt Du Dich inspirieren?
Dascha: Ich komponiere bei mir zu Hause. Dort habe ich im Wohnkeller mein Musikstudio eingerichtet, in dem ich in Ruhe arbeiten kann.
„Inspiration“ ist so eine Sache. Mein Vater hat früher immer gesagt: „Einen echten Profi unterscheidet von einem Dilettanten, dass er JEDERZEIT Ergebnisse erzielen kann.“ Mittlerweile denke ich selbst aber anders darüber. Natürlich kann man immer komponieren, aber man will ja auch DAS BESONDERE komponieren, das sich in der Musik widerspiegelt und den Film, ohne abzulenken, auf eine individuelle Art begleitet. Insofern gibt es schon Tage, an denen ich auf die Muse warten muss. Zum Glück gibt es viele technische Dinge, für die man die inspirationslose Zeit nutzen kann.
Ich bin jetzt fast fertig mit dem Studium an der Filmuni; es steht nur noch eine Filmgeschichts- und die Masterarbeit aus. Ich bin unheimlich dankbar für diese Zeit, die mich viel weiter gebracht hat; die mich inspiriert hat, vor allem musikalisch „um die Ecke“ zu denken; und dass ich viele tolle Filmemacher kennenlernen konnte.
Filmuni: Du hast für den Filmuni-Film JIBRIL komponiert, der ja u.a. auch auf der Berlinale 2018 lief. Wie bist Du an den Film herangegangen? Und wie sah die Zusammenarbeit mit der Regisseurin aus?
Dascha: Die Zusammenarbeit mit Henrika Kull war sehr schön. Wir haben uns am Anfang getroffen und besprochen, was der Film braucht und was er nicht braucht. Henrika mochte die Idee des „Unperfekten“ und ich machte mir Gedanken, wie ich das in einer Musiksprache ausdrücken könnte. Außer der zurückhaltenden und atmosphärischen Musik gibt es ja dort noch den Song, den Susana AbdulMajid eingesungen hat - das ist die wunderbare Protagonistin des Films. Für den Song war es nicht so einfach, die richtige Sprache, Stimme und Performance zu finden. Die Musik war sehr schnell da und dann ging die Suche los: Wir hatten mit 3 verschiedenen Rapperinnen (englisch, deutsch) und 2 Sängerinnen gearbeitet, Testaufnahmen gemacht, Texte geschrieben, aber all das war nicht das Richtige. Kurz vor dem Dreh hatten wir dann endlich Susana vor dem Mikro und haben gemerkt, wie toll der arabische Gesang zum Film passt und wie sehr der Song als „das kleine Herz“ des Films fungiert. JIBRIL ist definitiv ein Herzensprojekt; es ist künstlerisch wertvoll; spannend und innovativ erzählt. Ich liebe diesen Film sehr.