Katharina Pethke: Der dokumentarische Porträtfilm

Das wissenschaftlich-künstlerische Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der Frage von Nähe und Distanz im Porträtfilm.

Projektbeginn:
2018
Projektabschluss:
2024

Film – als zeitbasiertes Medium aus der Verbindung von Bild und Ton – vermag es formal, verschiedene Formen des Porträts in sich zu vereinen: Von der klassischen Porträt-Malerei zum fotografischen Medium bis zum Dekonstruktivistischen sind auf der Ebene des Bildes verschiedenste Formen des Porträts denkbar. Aber auch auf der sprachlichen Ebene können alle Formen des literarischen Porträts im Film vertreten sein, ebenso im Bereich des Tons.

Gleichermaßen interessant verhält es sich mit der Frage von An- und Abwesenheit der porträtierten Person: In welcher Beziehung stehen Porträtierende*r und Porträtierte*r zueinander? Aus welchen Quellen bezieht die porträtierende Person Informationen, um sich ein Bild, also eine ganz individuelle Interpretation des Gegenübers, zu machen? Kennen sich beide? Lebt die zu porträtierende Person noch? Wenn ja: Welche Mitsprache wird ihr im Prozess eingeräumt?

Ziel der Arbeit ist es, in einem ersten Schritt die Abstufungen von An- und Abwesenheit auf der Bild- und der Tonebene in einer genreübergreifenden Matrix der Referenzierbarkeiten zu entwerfen – um den formalen Bedingungen des Porträts im Bereich des Films zu Kategorien, besser: Modi, zu verhelfen.

In einem nächsten Schritt werden die Bedingungen des filmischen Porträts anhand verschiedener Dokumentarfilme auf inhaltlicher Ebene überprüft: Welche Abstufungen von Nähe und Distanz auf der Beziehungsebene sind vertreten? Wie werden diese auf der filmischen Ebene ausgehandelt? Hier dient die Erweiterung des Kommunikativen Dreiecks von Bill Nichols als Grundlage der Untersuchung.

Als künstlerische Arbeit entsteht ein essayistischer Film aus Found Footage Material, der sich mit den Bedingungen einer besonderen Filmbeziehung und dem Ringen um Abbildbarkeit aus subjektiver Perspektive beschäftigt. Das Spiel mit Echtheit und Deutungshoheit in einem Gerangel von Beziehungsfragen wird in verschiedenen Kapiteln der Annäherung beleuchtet und entfaltet.