Grundmotivation für dieses Vorhaben ist das in vielerlei Hinsicht symbolhafte Eigenleben des Instruments „Kinoorgel“, das den funktionsgebundenen Einsatz von Musik im Film ganz generell zu repräsentieren scheint: Die auf ihr dargebotene Musik konzentriert sich zumeist auf die Untermalung von Stummfilmen, ist in diesem Sinne konzeptuell an einen funktionalen Einsatz gebunden (die Musik funktioniert für den Film) und ästhetisch an die Erzeugnisse einer Zeitepoche gekoppelt (die Stummfilmära der 1920er Jahre). Auch wenn gerade hierin ein bedeutender Beitrag zur filmhistorischen Aufführungspraxis auszumachen ist, wirft die Bindung des Instruments an das Medium „Film“ notwendigerweise einige Fragestellungen auf, welche die Kinoorgel für zeitgenössische Filmkomposition ganz besonders interessant machen:
- Ist Film zwangsweise eine Vorlage für Musik?
- Kann er auch als „visuelle Klangfarbe“ der Orgel selbst, als ein ihr von Grund auf eigenes Element begriffen werden?
Diese Grundfragen, die bereits Grundlage vielerlei künstlerischer und essayistischer Erzeugnisse des frühen 20. Jahrhunderts bildeten, sollen von einem heutigen künstlerischen Standpunkt aus weitergedacht werden. Ganz konkret werden somit mögliche konzeptuelle und ästhetische Ansätze für eine visuelle Musik ausgelotet, mit dem Ziel, sowohl Bild-Musik-Bezüge als auch tradierte Genrenormen kritisch zu hinterfragen und auf ihr Potential als zeitgenössische kompositorische Werkzeuge hin zu untersuchen.
Die Projektpräsentation in der zweiten Jahreshälfte 2021 soll im Rahmen einer Live-Uraufführung auf der Welte-Kinoorgel im Filmmuseum Potsdam erfolgen.
Projektleitung: Felix Römer
Kooperationspartner: Filmmuseum Potsdam