Frauen sind auf YouTube deutlich unterrepräsentiert und werden vor allem mit traditionellen Themen sichtbar. Das ist eins der zentralen Ergebnisse der Studie, die am 28. Januar 2019 in Berlin vorgestellt wurde. Die Untersuchung ist gemeinsam von der Universität Rostock und der Filmuniversität Babelsberg durchgeführt worden. Unter der Leitung von Professorin Elizabeth Prommer (Universität Rostock) und Professorin Claudia Wegener (Filmuniversität Babelsberg) wurden 1.000 YouTube-Kanäle analysiert, 2.000 Videos detailliert untersucht und 14 YouTuberinnen in Interviews zu ihrer Sicht auf die Branche befragt.
Wie die Daten zeigen, sind Frauen in populären Videos nicht nur zahlenmäßig unterrepräsentiert, einer Frau stehen zwei Männer gegenüber. Sie zeigen sich zudem vor allem mit solchen Themen, die als stereotyp weiblich gelten, wie serviceorientierte Formate (How-To), in denen sie Schmink- und Lifestyle-Tipps geben (Beauty). Demgegenüber treten Männer eher in unterhaltsamen Comedy-Formaten auf, produzieren Gaming-Videos und zeigen sich in Musikproduktionen. Somit weisen männliche YouTuber ein breiteres Themenfeld auf, mit dem sie für die Nutzerinnen sichtbar werden.
Auch das Selberverständnis divergiert: Während Männer ihre Tätigkeit eher als professionelles Können deklarieren, stellen Frauen ihr Handeln häufiger als Hobby dar. Das zeigt sich auch darin, dass Frauen eher in ihrem privaten Umfeld agieren, während Männer häufiger den öffentlichen Raum als Drehkulisse nutzen. Schließlich inszenieren sich Frauen emotionaler als ihre männlichen Kollegen, indem sie häufiger ihre eigenen Gefühle thematisieren.
Ein Blick in die Branche zeigt, dass stereotype Darstellungen nicht allein persönlichen Interessen geschuldet sein müssen. Die befragten YouTuberinnen, die ganz unterschiedliche Formate repräsentieren, verweisen auf Hürden, die es erschweren, aus beispielsweise dem Themenumfeld Beauty auszubrechen und sich neue Genres wie Comedy oder Politik zu erschließen. Sie berichten von engen Zuschauererwartungen und damit verbunden kritischen, mitunter bösartigen Kommentaren, sobald sie den normierten Erwartungen widersprechen. Hier spielen Alters- und Geschlechtsstereotype ebenso eine Rolle wie vermeintliche „weibliche“ Themenkompetenzen.
Die Studie macht die komplexen Bedingungen deutlich, unter denen Frauen auf YouTube produzieren. Daraus lassen sich Maßnahmen ableiten, mit denen die Sichtbarkeit von Frauen in sozialen Medien gestärkt und ihre vielfältigen Interessen unterstützt werden.
Die Studie wurde von der Film- und Medienstiftung NRW sowie der MaLisa-Stiftung gefördert.