Prostitution wird nicht nur in Italien täglich nachgefragt, und diese Nachfrage gibt es – das sollte spätestens seit dem »Fall Berlusconi« klar sein – quer durch alle sozialen Schichten. Trotz der stetig gewachsenen Toleranz in Sachen Sexualmoral werden die Anbieterinnen von sexuellen Dienstleistungen nach wie vor gesellschaftlich ausgegrenzt. Im Film sind diese Außenseiterinnen jedoch allgegenwärtig, auch in Italien, einem Land, das berühmt ist für sein traditionelles Familienverständnis und die nicht nur geographische Nähe zur katholischen Kirche. Was aber macht Prostitution so interessant für filmische Darstellungen? Ist es allein Voyeurismus oder vermag die Prostituierte gerade aufgrund ihrer Stellung außerhalb jeglicher Sozialnormen Aussagen über diejenigen zu treffen, die sich an gesellschaftliche Konventionen halten? Diesen Fragen geht Kristine Mörchen in der Analyse von sechs ausgewählten italienischen Filmen von 1950 bis heute nach.
Dr. Kristine Mörchen, geboren 1982, studierte an der Universität Bonn (Auslandsaufenthalte in Florenz und Perugia) Vergleichende Literaturwissenschaften, Italienisch und Medienwissenschaften.