Eine Haftanstalt in der Kleinstadt Botoşani im Nordosten Rumäniens öffnete ihre Tore für ein außergewöhnliches Projekt: eine experimentelle dokumentarische Filmwerkstatt. Für drei Wochen begaben sich 20 Studierende der Filmuniversität und der rumänischen Nationalen Theater- und Filmuniversität „I.L.Caragiale“ Bukarest hinter Gitter. Außerhalb der eigenen "Comfort-Zone" dokumentarisch zu arbeiten, seine Rolle als Filmteam zu finden und Nähe zu den Protagonisten aufzubauen war eine große Herausforderung.
„Es hat in vielen von uns diverse Gefühle hervorgerufen – von Sympathie den Insassen gegenüber bis hin zu Unsicherheit und Schutzlosigkeit. Vor allem musste man sich immer wieder aktiv positionieren in Situationen, in denen es kein eindeutig richtiges oder falsches Handeln gab. Man beginnt über das Gefängnis als Institution zu reflektieren, über Benachteiligungen und Privilegien, über zwischenmenschliche Beziehungen und vor allem über die eigene Arbeit als Dokumentarfilmer“, äußert sich einer der beteiligten Studenten.
Neben sozialer Intervention in einem schwierigen Umfeld wurde im Rahmen der Werkstatt auch die Ästhetik unterschiedlichster Filmtechniken erforscht. Die Studierenden drehten mit einer 360 Grad Kamera, mit digitalen Consumer- und Profikameras, mit einem Handy und mit einer 16 mm Bolex Filmkamera. Das Filmmaterial wurde vor Ort selbst entwickelt, so dass der direkte Vergleich von Arbeitsweise, Ästhetik und Wirkung an ein und demselben Ort möglich wurde. Neben den ästhetischen und technischen Fragen ging es in der Werkstatt auch um soziale Intervention: Wie verändern wir den Ort und was macht es mit uns, wenn wir die Gefängniszellen mit der Kamera betreten?
Einblicke in Hintergründe und aktuelle Entwicklungen des Projekts bietet die Website
- Projektleitung: Prof. Susanne Schüle, Professorin für Kinematographie für dokumentarische Medien und Andrei Schwartz, Regisseur
- Kontakt: s.schuele(at)filmuniversitaet.de
- In Kooperationen mit: UNATC - National University of Theatre and Film “I.L.Caragiale” in Bukarest
- In Zusammenarbeit mit: Justizvollzugsanstalt Botosani, Rumänien
- Förderungen, Drittmittel: Goethe Institut Bukarest, IKF
