Du hast gerade Deine Dissertation verteidigt, herzlichen Glückwunsch! Kannst Du uns kurz erzählen, worum es in Deiner Promotion ging?
Im Kern ging es um Gruppenchats – und das aus einer Selektionsperspektive. Das bedeutet, ich habe ein Modell entwickelt, mithilfe dessen modelliert werden kann, welche Gruppenmitglieder sich unter welchen situativen Umständen einem Gruppenchat zuwenden – und was diese Zuwendung für das situative Gruppenchat-Geschehen bedeutet.
Was waren die besonderen Herausforderungen der Promotionszeit und bist Du zufrieden mit dem Ergebnis?
Dass es sich bei meiner Dissertation um eine theoretische Arbeit handelt, war nicht von Beginn an so geplant. Ursprünglich wollte ich die Gruppenchats von Schulklassen empirisch erforschen. Das war aber zum geplanten Zeitpunkt der Feldphase im Sommer 2022 vor allem wegen der Corona-Pandemie, unter der Schulen ja besonders gelitten haben, quasi unmöglich. Da war dann sehr viel Flexibilität gefragt und die Entscheidung, stattdessen eine theoretische Dissertation zu schreiben, ist mir nicht leichtgefallen, weil mir empirisches Forschen immer sehr viel Freude bereitet hat. Aber rückblickend bin ich sehr glücklich über diese 180-Grad-Drehung. So konnte ich die Dissertation ohne äußere, unplanbare Faktoren fertigstellen und bin nun auch mit dem Ergebnis (Magna cum laude) sehr zufrieden.
Welche Pläne hast du jetzt?
Ich habe schon vor einem Jahr eine Stelle beim Norddeutschen Rundfunk in der Medienforschung angetreten, bei der ich unter anderem einige der dort anfallenden Formatstudien betreue – so bleibe ich der Sozialforschung treu und kann auch weiter empirisch arbeiten. Aber so ganz möchte ich der Wissenschaft nicht den Rücken kehren und der ein oder andere Lehrauftrag ist auch schon im Gespräch. Davor ist jetzt aber erstmal etwas Erholung angesagt – mit einer ausgedehnten Reise nach Patagonien. Hier plane ich dann – anders als in meiner Dissertation – Gruppenchats einfach Gruppenchats sein zu lassen und stattdessen die argentinischen und chilenischen Berge zu besteigen.
…und die Bonus-Frage: Mit welchem Filmtitel würdest Du Deine Promotionserfahrung überschreiben?
Mein Filmtitel wäre „39384 Stunden“. Das istder Zeitraum von Anfang Januar 2021, als ich angefangen habe, zu dem Thema zu recherchieren bis zum Tag meiner Verteidigung am 30.06 – ca. 4,5 Jahre, die sich ewig lang und wahnsinnig kurz zugleich angefühlt haben.