Bereits 2016 kamen vier Filmfestivalkurator*innen (Grit Lemke, Andrea Kuhn, Alexandra Hertwig und Ludwig Sporrer) bei der Berlinale ins Gespräch über die prekären Arbeitsverhältnisse im Festivalbereich. Daraus gründete sich die Initiative „Festivalarbeit gerecht gestalten“, die im Rahmen von DOK Leipzig 2016 ein erstes Vernetzungstreffen veranstaltete. Ein Jahr später hatte sich aus der Initiative eine Arbeitsgruppe innerhalb der Gewerkschaft ver.di gegründet.
Anlässlich der diesjährigen Berlinale hat die AG Festivalarbeit in ver.di nun eine Umfrage zum FAIR FESTIVAL AWARD gestartet. Damit soll die Aufmerksamkeit auf (oft unfaire) Arbeitsbedingungen in der Festivalbranche gelenkt und 2021 das fairste Festival in Deutschland geehrt werden.
Filmfestivals sind unverzichtbarer Bestandteil von Kultur und Filmwirtschaft. Sie sind aber auch Arbeit- und Auftraggeber – ein eigener, sich rasant entwickelnder Beschäftigungssektor mit spezifischen Berufsbildern und Strukturen. Hier sind Profis am Werk. Zu welchen Bedingungen sie arbeiten, soll die Online-Umfrage in Erfahrung bringen. Sie fragt nach der Einschätzung der Teilnehmenden in Bezug auf Entlohnung, Vertragsbedingungen, Arbeitsklima und Gleichbehandlung. Damit unternimmt die Initiative einen konkreten Schritt zur Sichtbarmachung und Verbesserung der Situation der zahlreichen Beschäftigten von mehr als 400 Filmfestivals in Deutschland. „Mit der Umfrage wollen wir das Bewusstsein bei den Festivalarbeiter*innen schärfen, die eigenen Arbeitsbedingungen zu hinterfragen und gute Beispiele aufzeigen und würdigen“, so Kathlen Eggerling, Ansprechpartnerin von ver.di.
Als Festivalforscherin unterstützte Dr. Skadi Loist, Gastprofessor*in für Produktionskulturen in audiovisuellen Medienindustrien, das Vorhaben von Anfang an. Im WiSe 2019/2020 hat sie sich im Rahmen eines Praxisforschungsseminars gemeinsam mit einer Gruppe von Studierenden der Filmuniversität Babelsberg des Themas angenommen. Die MA-Studierenden der Medienwissenschaft haben durch ihre Erfahrungen mit der Organisation des Studierendenfilmfestivals Sehsüchte eine Affinität zum Thema. „In dieser Kooperation mit der AG Festivalarbeit können die Studierenden im Production Studies Seminar bei der Entwicklung des Fragebogens ihre eigenen Erfahrungen in der Festivalarbeit einbringen und gleichzeitig ihre methodischen und analytischen Fähigkeiten schulen und dazu beitragen, den Festivalsektor besser zu erforschen,“ so Dr. Skadi Loist .
Zur Umfrage #FairFestivalAward #fairoderprekär geht es hier.
Mehr zum Thema Festivals und Festivalarbeit:
https://mmm.verdi.de/medienwirtschaft/filmfestivals-im-aufbruch-59947
https://mmm.verdi.de/beruf/fair-festivals-noch-ein-langer-weg-48615
https://mmm.verdi.de/tarife-und-honorare/festivalbeschaeftigte-unter-dem-ver-di-dach-45199