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59. Grimme-Preis 2023

Antonia Kilian, Absolventin im Studiengang Cinematography erhält die renommierte Auszeichnung für ihren Dokumentarfilm "The Other Side ofe the River" (Buch und Regie). Einen Grimme-Preis gab es auch für die ZDF-Serie "Neuland" - Produktion von Alumna Katja Herzog.

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Die Jurys des 59. Grimme-Preises haben entschieden. Heute hat das Grimme-Institut in Köln bekannt gegeben, wer in diesem Jahr die begehrte Trophäe für Qualitätsfernsehen bekommt (zur Pressemitteilung). Insgesamt waren 71 Produktionen und Einzelleistungen für die renommierte Auszeichnung nominiert worden, 16 Grimme-Preise sowie drei Sonderpreise werden schließlich am 21. April 2023 im Marler Theater vergeben (zu den Preisträger*innen).

Und auch in diesem Jahr zeigt sich wieder, dass die Alumni der Filmuniversität auch hervorragende Fernsehschaffende sind. Der Grimme-Preis im Wettbewerb "Information & Kultur" geht an  Antonia Kilian(Kamera 2014) für ihr Regiedebüt The Other Side of the River (Doppelplusultra Filmproduktion/Pink Shadow Films/Greenlit Productions OY für ARTE). Im Zentrum des 90-minütigen Dokumentarfilms steht die 19-jährige Syrerin Hala, die einer arrangierten Ehe entkommt, indem sie den Euphrat überquert, um bei einer kurdischen Frauenverteidigungseinheit ein neues Zuhause zu finden - eine Unit, die bald darauf ihre Heimatstadt Minbij vom Islamischen Staat befreit. "Antonia Kilians Film ist Ergebnis von neugieriger Offenheit und viel Zeit. Mehr als ein Jahr hat sie in Nordsyrien gelebt und Hala Mostafa begleitet. ... Kilians ruhige, beobachtende Kamera zeigt uns Bilder, die wir so noch nicht gesehen haben: seien es die Waffenausbildung und feministischen Seminare an der Akademie in Rojava oder die nächtliche Polizeiaktion einer Truppe junger Frauen in Manbidsch. Junge Frauen, die bis vor kurzem nur vollverschleiert auf die Straße durften und jetzt in militärgrüner Uniform an die Tür mutmaßlicher Gewalttäter klopfen, um sie festzunehmen. Besonders eindrucksvoll erzählt Kilian auch die Geschichte der beiden Schwestern, Hala und Sosan, die im Laufe des Films einen Bruch erlebt. Ein reduzierter und reflektierter Kommentar der Filmemacherin, die aus ihrer Perspektive die Geschehnisse einordnet, macht die ohnehin schon klare Dramaturgie des Films noch verständlicher. „The Other Side of the River“ ist ein gelungenes Porträt einer Frau, die changiert zwischen feministischer Kraft, Wut und Verzweiflung. Denn so radikal der Wille zur Veränderung, zur Gleichberechtigung der Frau in Teilen dieser Gesellschaft ist, so mächtig scheinen die Kräfte, die das verhindern wollen. Ein Film, der uns ermahnt, diese Region deshalb nicht aus den Augen zu lassen," so aus der Jurybegründung.

EInen Grimme-Preis in der Kategorie "Fiktion" erhielt auch die 6-teilige ZDF-Serie Neulandüber die Berufssoldatin Karen. Als ihre Schwester, die alleinerziehende Mutter Alexandra, spurlos verschwindet, wird sie von einem Auslandseinsatz in Mali nach Hause gerufen, um sich ihrer Nichten anzunehmen. Was niemand weiß: Karen ist suchtkrank. Die Jury urteilt: "„Neuland“ demonstriert auf imposante Weise, wie hochkomplex deutsche Serienerzählungen sein können. Dass bei der Erkundung des norddeutschen Soziotops unverblümt große US-Vorbilder wie der HBO-Hit „Big Little Lies“ zitiert werden, ist dabei kein Zeichen von fehlender Eigenständigkeit. Vielmehr zeugen die Referenzen von einer bewundernswerten Souveränität, die es den „Neuland“-Schöpfer:innen erlaubt, mit dem global zur Verfügung stehenden Serienvokabular authentische, atemberaubende deutsche Kleinstadtgeschichten zu erzählen." Darüber freut sich auch Alumna Katja Herzog (Medienwissenschaft 2001), die verantwortliche Produzentin (Odeon Fiction für ZDF).

Seit 1964 werden Fernsehsendungen und -leistungen mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind. Leitziel der im Grimme-Preis institutionalisierten Fernsehkritik ist eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Fernsehen, das als zentrales und bedeutsames Medium mit vielfachen gesellschaftlichen Bezügen und Wirkungen verstanden wird. In diese kritische Auseinandersetzung sind alle Themen und Formen des Fernsehens einbezogen.