»Geäst« wirft zentrale Fragen auf: Wie formen wir unsere Identität aus den Geschichten, die uns erzählt werden? Inwiefern sind diese Erinnerungen verzerrt oder gar fiktionalisiert? Und wie beeinflussen sie unser Verständnis von Vergangenheit und Herkunft? Die Installation lädt das Publikum dazu ein, den fragilen und veränderlichen Charakter von Erinnerungen zu reflektieren, indem es dazu provoziert wird, eigene Herleitungen des vermeintlich Geschehenen zu kreieren. Ein erneuter Aneignungsprozess wird angestoßen, der nun aktiv betrachtet und erlebt werden kann.
Erinnerungen, die wir nicht selbst erlebt haben, die aber dennoch Teil unseres Identitätskonstrukts sind, prägen unsere Wahrnehmung und unsere Vorstellungen von der Vergangenheit oder sogar von unserer eigenen Herkunft. Solche Erzählungen, die oft lückenhaft und widersprüchlich sind, fordern uns dabei heraus, sie unbewusst zu ergänzen und mit eigenen Assoziationen zu füllen. Dieser Prozess der unbewussten Aneignung, bei dem sich Realität und Fiktion vermischen, steht im Mittelpunkt von »Geäst«.
Mandy Peterat greift in ihrer Arbeit auf persönliche Erfahrungen zurück: Aufgewachsen mit einem Vater, dessen Vergangenheit lange wie ein mystisches Geheimnis behandhabt wurde, konfrontierte sie sich mit der Ungewissheit seiner Herkunft und den stillen Tabus, die sich um seine Geschichte legten. Das Schweigen über seine Erlebnisse ließ für sie als Tochter nur Raum für Vermutungen und Assoziationen, aus denen sich eine Art Ersatz-Erinnerung bildete – ein Narrativ, die nicht authentisch war, aber dennoch das Fundament ihrer erweiterten Herkunftsgeschichte darstellte.
In der Installation wird dieser Aneignungsprozess visuell und räumlich erlebbar gemacht. Der Ausstellungsraum ist von vier freistehenden Leinwänden eingefasst, auf denen fragmentarische Filmszenen gezeigt werden. Da es durch die Anordnung der Leinwände nicht möglich ist, alle Projektionen gleichzeitig zu erfassen, entscheiden die Besucher:innen selbst, welchen Perspektiven sie folgen.
So entsteht ein Kreislauf, in dem einige Szenen ins Zentrum rücken, während andere in den Hintergrund treten – ähnlich wie bei Erinnerungen, bei denen Lücken mit neuen, oft verzerrten Geschichten überlagert werden.
Der Eintritt ist frei. Spenden zur Unterstützung des Projekts sind willkommen.
- Die Veranstalterin bittet um Anmeldung unter Eventbrite Geäst
- Ort: St.-Elisabeth-KircheInvalidenstr. 3, 10115 Berlin
- Zeiten: 26.10.2024 17:00 - 23:00 Uhr, 27.10.2024 16:00 - 22:00 Uhr
Mitwirkende:
Mandy Peterat, Konzept & Regie | Adam Graf, Director of Photography | Kathrin Unger, Editorin | Johannes Lupa, Sound Design | Bertolt Pohl, Musik | Mortimer Cerny, Producer
Produziert von der FIRMAMENT Media GmbH in Koorperation mit der LED Cave