Wahre Kreativität entsteht aus Mangel. Dass dieser Satz mehr als eine häufig geäußerte Plattitude ist, haben die Studiengänge Schauspiel und Creative Technoligies in den vergangenen Tagen eindrücklich gezeigt.
Die Studio-Inszenierung im 3. Jahr ist ein fester Bestandteil des Schauspiel-Studiums, um erworbenes Können vor Publikum zu präsentieren. Dass letzteres coronabedingt in diesem Jahr nicht physisch anwesend sein konnte, hat die Studierenden nicht abgehalten. Ausgehend von Themen wie Körperlosigkeit, Leerlauf und Abgeschnittenheit voneinander und der realen Welt suchten sie gemeinsam nach hybriden Formen analogen Spiels im virtuellen Raum. In enger Zusammenarbeit mit dem Studiengang Creative Technologies ist dabei ein digitales Theaterformat entstanden, das ganz neue Möglichhkeiten der Inszenierung eröffnet.
Vom 23. - 25. Oktober hatte die ersten Zuschauer*innen Gegelegenheit, sich ortsunabhängig per Rechner, Tablet, Smartphone oder VR-Headset unmittelbar in eine szenische Installation zu begeben. Als Avatare konnten sie sich frei durch die dreidimensionalen, digitalen Räume bewegen, die über Mozilla Hubs extra für diesen Anlass gestaltet und modelliert wurden. Und dabei verfolgten sie nicht etwa nur passiv das Spiel der Schauspieler*innen, die live im Theatersaal der Filmuni agierten und über mehrere statische Kameras sowie gleichsam über von den Schauspieler*innen selbst kontrollierte iPads in den digitalen Raum transferiert wurden. Vielmehr war die Interaktion geplanter Bestandteil: Über die Integration von Omegle, einer Webiste zum Chat mit einem zufällig ausgewählten, anonymen Chatpartner, konnte das Publikum mit den Darsteller*innen, mit Moderator*innen und Mitzuschauenden kommunizieren. Ein Highlight dabei ist sicher auch der 3D-modellierte Mund, der für die erste Szene zu einem Chor der Schauspieler*innen animiert wurde, sich live zu den Stimmen bewegte. Der Sound machte das Publikumserlebnis schließlich auch auf der Audio-Ebene "räumlich". Kunst und Technik haben sich bei diesem neuen Format besten Sinne gegenseitig befördert und sind in einen spielerischen Austausch getreten.
Als Schauspieler*innen agierten Sina Genschel, Tom Gronau, Adrian Grünewald, Naffie Janha, Lorenz Krieger, Elina Schkolnik, Viktoria Schreiber, Paul Stiehler, Chris Swientek und Rumo Wehrli.
Visuelle Gestaltung der digitalen Räume, technische Umsetzung und Live-Begleitung der Aufführungen durch die Creative Technologists Anna Eschenbacher, Phil Clausen und Markus Traber.
Regie: Robert Lehniger, Regieassistenz: Fred Costea
Chorleitung: Toni Jessen
Betreuung: Prof. Florian Hertweck, Prof. Dr. Lena Gieseke