Geäst

»Geäst« (AT) beschäftigt sich im Kontext von transgenerationaler Traumata mit der unbewussten Aneignung fremder Erinnerungen. Die Unvollständigkeit von Erinnerungen, die durch Assoziationen des Gegenübers kompensiert werden, lassen daraus fiktionale Geschichten werden. »Geäst« macht diesen Aneignungsprozess immersiv in Form einer Rauminstallation und filmischen Essay für Besucher_innen erfahrbar. Ein neuer, bewusst hergeleiteter, Aneignungsprozess findet statt, den es zu erforschen gilt.

Projektbeginn:
2023
Projektabschluss:
2024
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Das Projekt »Geäst« beschäftigt sich mit dem Prozess des Lücken füllens im Kontext von transgenerationalen Traumata. Es geht hierbei nicht um die echten Erinnerungen des Real- Erlebten einer Person, sondern um die Verzerrungen und Echos von Erinnerungen, die an Andere weitergetragen werden. Erinnerungen, die nicht selbst erlebt wurden, aber dennoch Teil einer eigenen Identitätsgeschichte sind, werden oft durch ihre Unvollständigkeit und Widersprüchlichkeit zu Herleitungen der vermeintlich Geschehenen und damit ungewollt fiktionalisiert. Assoziierte Zusammenhänge im unbewussten Versuch, Ungreifbares greifbar zu machen, lassen neue Versionen entstehen, die sich über die eigentliche Erinnerung legen und sich dieser somit zu Eigen machen.

Es geht also um die Echos in beide Richtungen: die der Vergangenheit, welche unsere Gegenwart und mehrere Generationen beeinflussen können aber auch um die Echos des Jetzt, welche zurück in die Vergangenheit schallen: unsere unbewusste Tätigkeit, das Narrativ von Erinnerungen umzucodieren und damit unsere eigene Identitätsgeschichte neu zu lesen.

»Geäst« soll die Verzerrungen und Mechanismen, die diese Echos mit sich bringen, verdeutlichen. Wie aus ihnen Räume entstehen, die wir zwar selbst erschaffen, jedoch nicht unter Kontrolle haben. Diese automatisierte Tätigkeit des Erschaffens von Welten soll hier einer bewussten Beobachtung entgegengestellt werden, indem diesem Prozess mit einer begehbaren Film- Installation ein Raum gegeben wird. Von mehreren Leinwänden umgeben, befinden sich die Besucher_innen inmitten einer Formation von sich in die Höhe ragender Stämme, die sich nach oben ineinander verzweigen und sich wie ein Netz über den Raum weben. Auf den Leinwänden erscheinen fragmentarische Bewegtbilder, die nun das Publikum in die Position des Lücken Füllens begibt. Durch ihr Betreten kommt es erneut zu einer Verformung, einer neuen Zusammensetzung von Kausalitäten. Dieser neu angestoßene Prozess ermöglicht es uns, ihn diesmal aktiv zu betrachten und zu erleben: Eine bewusst herbeigeführte, wiederholte Fremd-Aneignung.

Projektleitung: Mandy Peterat, künstlerische Leitung

Projektteam:

  • Mandy Peterat, künstlerische Leitung / Regie & Ausstellungs-Design
  • Samara Daouib, konzeptionelle Co-Autorin
  • Adam Graf, Cinematografie
  • Maximilian Pauly, Creative Producer (Monic Films)
  • Valentin Mack & Niklas Harmsen, Projekt Management (Monic Films)
  • Bertolt Pohl, Musik

Kooperationspartner: Monic Films GmbH, Maximilian Pauly

Kontakt: Mandy Peterat, m.peterat(a)ymail.com