Während des Ersten Weltkriegs entstand im Osmanischen Reich eine bemerkenswerte Filmbewegung, das so genannte „Milli Sinema" („Nationalkino"). Übliche Gängige Darstellungen in der türkischen Filmwissenschaft nehmen jedoch häufig eine Türkei-zentrierte Perspektive ein, was die Filmproduktion insbesondere in dieser Zeit betrifft.
Im Gegensatz dazu wählt das Projekt von Enis Dinç einen breiteren Blickwinkel ein und betont die entscheidende Rolle transnationaler Netzwerke, des Austauschs und der kultureller Interaktionen zwischen der Türkei und Europa bei der Entstehung eines unverwechselbaren „Nationalkinos" in den letzten Jahren des Kaiserreichs. Es soll gezeigt werden, dass der deutsche Filmsektor im Vergleich zu anderen europäischen Filmindustrien die prägende Rolle bei der Entstehung „nationaler" Filmproduktionen in der Türkei spielte, da er eng mit der militärischen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Sphäre des späten osmanischen Reiches verflochten war.
Das Vorhaben wird gefördert aus Mitteln der Gerda-Henkel-Stiftung.