4. TDK „FILMBILDER IM KÜNSTLERISCHEN MEDIENKONTEXT“ MIT LYDIA HAUSTEIN UND LUTZ DAMMBECK, AM 28. MAI 2009

Datum / Dauer:
28.05.2009
Zeit:
17:00
Ort:
Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Marlene-Dietrich-Allee 11
14482 Potsdam

NACHLESE ZUM 4. TDK „FILMBILDER IM KÜNSTLERISCHEN MEDIENKONTEXT“ MIT LYDIA HAUSTEIN UND LUTZ DAMMBECK, AM 28. MAI 2009

29.05.2009

Beim ersten vom IKF veranstalteten Transdisziplinären Kolloquium diskutierte die Institutsdirektorin Prof. Dr. Kerstin Stutterheim mit der Kunsthistorikerin und Bildwissenschaftlerin Prof. Dr. Lydia Haustein und dem Graphiker, Maler und Filmemacher Prof. Lutz Dammbeck.

Zuerst stellten die beiden Gäste anhand ihrer eigenen Arbeiten ihre Positionen und Perspektiven zur Frage nach der Bedeutung, Verwandlung und zukünftigen Entwicklung der Filmbilder dar. 

Anschließend wurde mit dem Publikum die Sinnlichkeit von (analogem) Filmmaterial versus digitalisierten Bildern diskutiert und der Frage nach der Authentizität und Glaubwürdigkeit des Bildes nachgegangen.

Lutz Dammbeck während des Kolloquiums:

„Zum einen möchte ich vorwegschicken, dass mich das Bilder machen sehr interessiert. Ich glaube an das Bild und möchte das auch gar nicht reduzieren auf Filmbilder, sondern da ich auch als bildender Künstler tätig bin und als Filmemacher interessiert mich das Bild als solches. […] Die Zukunft könnte dann Dokumentarfilm in Form eines komplett end-realisierten, überdrehten oder ironisierten Mediums voller Sex, Gewalt, Entertainment und perfekt gestalteten Zynismus im Dienste der Verkäuflichkeit sein. […] Und da stellt sich dann für mich die Frage, auf was will ich noch insistieren? Also was bedeutet Bilder machen? Was will man verteidigen, was kann man verteidigen?“

Lydia Haustein während des Kolloquiums:

„Dziga Vertovs `Der Mann mit der Kamera´: […] Da ich davon ausgehe, dass Sie alle den Film kennen, mehr oder weniger kennen oder vielleicht auch noch mal auf youtube wieder anschauen können, möchte ich nur noch darauf hinweisen, dass gerade bei der Herausbildung eines so genannten visuellen Archivs dieser Film, auch wenn das noch nie so thematisiert wurde, immer mehr eigentlich zu einer absoluten globalen Ikone geworden ist. Wenn man zum Beispiel in der Côte d’Ivor eine Medienanalyse mit Studenten macht, ist man immer wieder überwältigt, wie wirklich jedes Detail [des Vertov-Films] gekannt wird, das Zusammenspiel zwischen Musik und Bildern. Wie sich aber auch eine Art Bildmaschine herausbildet: Ich glaube, dass sich `netzartig´ - um diesen Begriff nochmals zu benutzen - über viele Kanäle die Ikonographie der Kunst weitergegeben wird, diese immer wieder durch alle Kulturen hin- und hergeht. [… Die Bilder dieses Films], die wie in einem visuellen Alphabet oder visuellen Archiv der Welt mit zu den Grundmustern [eines solchen Archivs] gehören. […]

Es würde noch mal in dieser Arbeit [Videoinstallation von Candic Breitz Madonna] meine These belegen, dass dieses Vielvölkergestimm sozusagen der moderne Turmbau von Babel ist und dass jeder auch versucht, individuell stereotyp zu sein oder stereotyp individuell, aber jeder versucht den großen Star nachzuahmen. […]

Dieses Institut heißt ja Institut für künstlerische Forschung und ich denke, da gibt es ungeheuer viel zu tun, weil wir in einem historischen Moment sind, wo wir als Zeitzeugen das beschreiben können, auch wenn wir es vielleicht noch nicht in jeder Facette analysieren können. Es ist aber glaube ich wichtig für so ein Institut, wissenschaftliche Forschung zu betreiben, indem man es einfach dokumentiert.“