„Texte, die ein Faktenwissen verheißen […] erzeugen oft nicht nur Wissen, sondern gerade jene Realität, die sie lediglich zu beschreiben scheinen.“ Edward W. Said (Orientalismus, 2012, S. 114-115)
Das Oevre des Filmpioniers Hans Schomburgks (1880-1967) umfasst mit seinen Afrikafilmen und Veröffentlichungen fünf Jahrzehnte, vom Kaiserreich bis in die 1960er Jahre.
Bereits Anfang der 1910er Jahre filmte er mit einem „Kurbelkasten“ auf dem afrikanischen Kontinent. Die noch erhaltenen Filme zeigen, eingebunden in die Rahmenhandlung einer Expedition, Hans Schomburgk als „weißen Entdecker“, der unter Gefahren in Unbekanntes vordringt. Dabei wurden dem deutschen Kinopublikum ethnologische Inhalte, „exotische“ Menschen, wilde, gefährliche Tiere und der afrikanische Raum als dunkler Urwald präsentiert. Diese ersten Originalbilder aus Afrika waren große Erfolge an den Kinokassen. Auch seine späteren Filme fanden ein interessiertes Publikum. Heute ist Hans Schomburgk fast vergessen. Viele seiner Filme gelten als verschollen, und die noch erhaltenen werden nicht mehr aufgeführt.
Mit dem Konzept Aby M. Warburgs (1866-1929) werden für diese Forschungsarbeit Themencluster für eine in die Tiefe gehende Analyse gebildet, die sinngebende Prozesse des Gesamtwerkes Schomburgks sichtbar machen. Diese Kernaussagen, die als „automobile Bilderfahrzeuge“ über fünf Jahrzehnte hinweg und durch unterschiedliche gesellschaftliche und politische Phasen hindurch das audiovisuelle Erbe Hans Schomburgks ausmachen, werden unter mediengeschichtlichen Vorgaben hinsichtlich ihrer Bedeutung für unser audiovisuelles Erbe untersucht.
- Projektleitung: Barbara Traumann
- Kontakt: b.traumann(at)t-online.de
- Zur Person: Barbara Traumann hat an der FernUniversität in Hagen Kulturwissenschaften studiert und war Mitarbeiterin am dortigen Historischen Institut Außereuropäische Geschichte/Geschichte Europas in der Welt. In Verbindung mit dieser Tätigkeit nahm sie an Forschungsreisen nach Namibia und Tansania teil und produzierte Lehrmaterial und Lehrfilme. Ihre Bachelor- und Masterarbeit waren jeweils Forschungsprojekte zur Migrationsgeschichte, zum Kolonialismus und zu dem Bild „Afrikas“ im frühen Dokumentarfilm. Ihr Forschungsinteresse gilt schwerpunktmäßig der Geschichte des afrikanischen Kontinents.
- Wissenschaftliche Promotion im Studiengang: Medienwissenschaft