Projektleiter Dr. Steffen Hven präsentierte sein Thema "Sh*thole Color Grading and the Critique of Cinema's Atmospheric Operations", in dem er den Fokus auf Hollywood-Stereotypen in atmosphärischen Operationen legt, wie z.B. der gelb-orange Sepia-Farbfilter, die die Hitze des Klimas sowohl in meteorologischer als auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht akzentuiert, oder die tristen blau-grauen Bilder brutalistischer Architektur, um das Leben in den Ländern des ehemaligen "Ostblocks" als kulturell, materiell und emotional depriviert darzustellen.
Bemerkenswert an dieser Kritik ist, dass sie nicht auf die Ebene der narrativen Repräsentation abzielt - darauf, wer repräsentiert wird und wer in der zeitgenössischen Medienkultur unsichtbar bleibt (wie der Bechdel-Test beispielhaft zeigt) -, sondern stattdessen die Aufmerksamkeit auf die "atmosphärischen Operationen" des Kinos lenkt, d.h. auf Techniken und expressive Stilistiken, die darauf abzielen, die Stimmung oder den Gefühlston des Dargestellten zu regulieren und zu orchestrieren.
Der Vortrag von Dr. Hven wurde von anderen Kollegen aus dem Bereich der Atmosphärenforschung umrahmt. Inga Pollmann stellte die Frage, wie sich die Umweltaspekte von Atmosphären zu den Begriffen Stimmung, Milieu und Medium verhalten - wie also das Medium Film ein bestimmtes Milieu konstituiert (statt es zu vermitteln), indem es es über bestimmte Stimmungen zugänglich macht.