Gester Abend wurde Deutschlands wichtigster Nachwuchspreis im Berliner Theater des Westens verliehen. Mit zehn Nominierungen in sieben Kategorien war die FIlmuni ins Rennen gegangen und drei Teams konnten nun einen der begehrten First Steps Awards mit nach Hause nehmen. Wir gratulieren allen Gewinner*innen des Abendsund senden unsere besonderen Glückwünsche an die Preisträger*innen aus der Filmuni:
In der Kategorie Dokumentarfilm gewinnt THE GIRLS WHO RIDE DRAGONS: "Wie schafft man es, einen Film zu machen, der in eine Welt führt, die viele von uns nur aus negativen Schlagzeilen kennen? Man begleitet diese Menschen, die täglich um ihren Status und Anerkennung kämpfen und lässt so eine Nähe entstehen, die mit Klischees bricht, welche leider immer noch aufrecht erhalten werden. Man begleitet sie über Jahre. Bleibt dran an allen Höhen und Tiefen, an der unendlichen Wartezeit auf einen Asylstatus und wird Zeug:in wie zwei Mädchen aus Afghanistan zu selbstbewussten Personen heranwachsen und sich einen gleichberechtigten Platz inmitten ihres deutschen Umfelds erobern.
Ohne Zeigefinger, ohne Vorwurf, ohne Wertung - und genau das erzeugt Haltung, wie sie im dokumentarischen Format unerlässlich ist. Die Regie sowie das herausragende Kamera- und Montageteam begegnen allen Protagonist*innen stets mit Respekt und Empathie auf Augenhöhe und schenken uns eine emotionale Reise in der sie und ihre Familien uns so sehr ans Herz wachsen, dass wir ihnen wünschen, dieses Land wird ihnen eine ebenso respektvolle und empathische Zukunft ermöglichen", so das Juryurteil.
ANOTHER GERMAN TANK STORY wird mit dem Big Audience Award ausgezeichnet. Die Jury dazu: "Wie geht das eigentlich heutzutage Filme für ein großes Publikum zu machen? Es könnte so gehen: Man nutzt die universelle Sprache des Humors, hat ein kluges Drehbuch, meisterhaft eingesetzte Situationskomik, eine einfache Bildsprache und tolle Schauspieler*innen.
…angeführt von einem sehr begabten Regisseur. In der Königsdisziplin der Filmkunst, mit Humor erzählen, erfordert es nicht nur Kreativität und Timing, sondern auch gut portionierte Überraschungen, die jedes Mal durch eine turbulente Handlung und rasanten Wortwitz bestechen. In dem heute prämierten Film ist das besonders gut gelungen in dem er einfach die absurde Realität der Filmwelt mit scheinbar überdrehten Darstellungen Widersprüchlichkeiten und Problemen aufzeigt, mit denen auch unsere reale Welt konfrontiert ist. Dieser Film zeigt uns auf humorvolle Weise am Beispiel einer Geschichte, die zufällig im Filmbusiness spielt, wie übergriffig, ignorant, rücksichtslos und respektlos wir als Gesellschaft oft agieren, sei es in Politik, Wirtschaft oder unserem Alltag. Wir fallen überall ein, nehmen uns was wir wollen, und stellen Menschen sogar Panzer vor die Haustür. Ohne Rücksicht auf Verluste. Hier wird ohne erhobenen Zeigefinger erzählt, wir werden mit Humor aufmerksam gemacht. Die Magie des Humors schafft es, Kritik zu äußern und die Absurdität enthüllt den Kern der Wahrheit."
Der NO FEAR Award für Produktionsabsolvent*innen geht an Jonatan Geller-Hartung für HAUSNUMMER NULL: "Was ist die Rolle des Produzenten im Film? Geld auftreiben. Im Budget bleiben. Logistik. Orga. Drehpläne. Ja, klar. Das ist unser Handwerkszeug als Produzentinnen, als Produzenten. Viel wichtiger aber ist: Welche Haltung nehme ich ein? Wie stehe ich zum Film? Wie unterstütze ich den Entstehungsprozess? Was kann ich beitragen, um aus einem guten Film einen außergewöhnlichen Film zu machen? Die Produzentin, der Produzent als Sparringspartner:in für die Regie und das gesamte Team. Der NO FEAR AWARD 2024 geht an einen Film, der sich in besonderem Maße mit der Unplanbarkeit des Lebens auseinandersetzen musste. Der damit umgehen musste, dass sich die Geschichte im Laufe der Dreharbeiten immer wieder änderte. Und der souverän mit diesen Herausforderungen umging. Ein Film, der sich immer wieder die Frage stellen musste: Welche Entwicklung könnte der Film nehmen, ohne dass ich eingreife? Was bedeutet das für das Ergebnis, das möglicherweise erst in ein, zwei, drei Jahren fertig sein wird? "Durch ordentliche Kommunikation konnten wir alles zufriedenstellend lösen“, steht im Produktionsbericht des Gewinnerfilms. Was so banal klingt, ist doch eines der Kerntalente einer herausragenden Produzentin, eines herausragenden Produzenten: Kommunizieren. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen und zu behalten: in den Film, in alle Beteiligten - und zu reagieren auf die Veränderungen, die das Leben schreibt. Es geht darum, einen Film zu schaffen, der eine Bedeutung hat, eine gesellschaftliche Relevanz."
Der Nachwuchspreis FIRST STEPS ist die bedeutendste Auszeichnung für Abschlussfilme von Filmschulen in den deutschsprachigen Ländern. Er ist mit insgesamt 132.000 Euro der höchst dotierte Nachwuchspreis und wird jährlich in zehn Preiskategorien an Regisseur*innen, Produzent*innen, Bildgestalter*innen, Schauspieler*innen und Drehbuchautor*innen von kurzen, mittellangen und abendfüllenden Spielfilmen, Dokumentarfilmen sowie sehr kurzen Formaten vergeben.
Zur FIRST STEPS Pressemitteilung
Allgemeines Pressematerial zu FIRST STEPS unter: https://www.firststeps.de/presse /