Ghosts of Berlin. Eine filmproduzierende Installation

Das Modell einer Berliner Stadtlandschaft ist Schauplatz und Versuchsaufbau zahlreicher Ereignisse: Projektionen erzeugen geisterhafte Hologramme, aus Lautsprechern dringen Klangfragmente, sich bewegende Lichter verzerren den Raum, während versteckte Kameras Szenen aufzeichnen, die sie zeitgleich auf Bildschirmen in den Raum zurückwerfen.


Projektbeginn:
2019
Projektabschluss:
2020

Die Stadt erscheint als Modell in Form einer sich selbst produzierenden Maschine, die sowohl Prinzipien des Zufalls unterliegt, als auch einer komplexen Gesetzmäßigkeit folgt. 

Es entsteht eine nicht lineare Erzählung über den Mythos und Fetisch Berlin: eine Joggerin auf ihren täglichen Runden, ein Zugezogener, der die Stadt als Abenteuerspielplatz umarmt, ein Parkhaus, durch das die Autos ihre Scheinwerfer streifen lassen, ein Hipster, der Abschied von seinem verstorbenen Vater nimmt. Es sind tägliche Romane der Stadt, ob im Fastfoodrestaurant, im Hinterhof, in einer leergeräumten Wohnung. Wie in einem Krimi scheinen die Szenen in zwingendem Zusammenhang miteinander zu stehen, um sich gleich darauf wieder zu verselbständigen.

Durch Glasscheiben, die im 45°-Winkel in das Modell integriert sind und Bilder von versteckten Monitoren reflektieren, entstehen hologrammartige Figuren, ein Trickeffekt, der auch als „Pepper’s Ghost“ bekannt ist. Durch die Überlagerung von gebautem Modellraum und transparenter Projektion entsteht eine eigene Art der Virtuellen Realität, eine „analoge VR“: Der Raum ist durch seine physische Präsenz real erfahrbar, unterliegt jedoch durch seine Skalierung einem Bruch; die Geister sind Abbilder „realer“ Menschen, bleiben aber als transparente Projektion körperlos und deshalb unwirklich.

In dem Versuchsaufbau verbinden sich beide Ebenen in einem Erfahrungsraum, in dem sie aufeinander angewiesen sind, sich ergänzen und gleichzeitig kontrastieren. Was ist real? Den „Willen“ des Betrachters, das Gesehene als real wahrzunehmen, beschreibt Hartmut Böhme in Kultur und Fetischismus (2006) als ein „So-tun-als-ob-wider-besseren-Wissens“ und als Akt der Fetischisierung.