Mit dem Kopf durch die Wand

Filmstudierende aus Babelsberg und Bukarest drehen im rumänischen Gefängnis

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„Die maroden Haftanstalten in Rumänien sind überfüllt, die Praktiken im Strafvollzug fragwürdig. Die Gefangenen wehren sich – mit Hungerstreiks und Gewalt.“ So lautete die Schlagzeile einer großen deutschen Zeitung, als 2016 die nationale rumänische Gefängnisverwaltung bekannt gab, dass in acht der 45 Strafvollzugsanstalten gegen die Haftbedingungen protestiert werde. Auch in der Haftanstalt der Kleinstadt Botoşani im Nordosten Rumäniens, die nun ihre Tore öffnete für ein außergewöhnliches Projekt: eine experimentelle dokumentarische Filmwerkstatt  - organisiert von Filmuni-Professorin Susanne Schüle und Regisseur Andrei Schwartz.  Wie sieht es heute aus?18 Studierende der Nationaluniversität der Theater- und Filmkunst „Ion Luca Caragiale“ aus Bukarest und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF konnten sich persönlich ein Bild machen. Sie verbrachten im September drei Wochen im Gefängnis in Botoşani, um den Alltag der Gefangenen zu dokumentieren. Ein Student schildert seine Erfahrungen: „Für mich war die Werkstatt ein Highlight im Masterstudium. Ich denke, als Gast in einem Gefängnis in Rumänien zu sein, hat in vielen von uns diverse Gefühle hervorgerufen - von Sympathie den Insassen gegenüber bis hin zu Unsicherheit und Schutzlosigkeit. Vor allem musste man sich immer wieder aktiv positionieren in Situationen, wo es kein eindeutig richtiges oder falsches Handeln gab. Man beginnt über das Gefängnis als Institution zu reflektieren, über Benachteiligungen und Privilegien, über zwischenmenschliche Beziehungen und vor allem über die eigene Arbeit als Dokumentarfilmer."

Gedreht wurde mit dem ganzen Spektrum, das die Filmtechnik aufzubieten hat: Analoge BOLEX 16mm Kameras, digitale Formate und 360 Grad Technologie. Sechs Kurzfilme sollen aus dem Material entstehen, die noch  in diesem  Wintersemester geschnitten und ab dem Frühjahr 2019 präsentiert werden. Unser Dank geht an die Unterstützer, die dieses Projekt ermöglicht haben: Das Goethe-Institut Rumänien, das Institut für Künstlerische Forschung der Filmuniversität (IKF), die Stadt Botoşani und die Haftanstalt Botoşani. In Kooperation mit der Nationaluniversität der Theater- und Filmkunst „Ion Luca Caragiale“ in Bukarest.