"Wer die Filme sieht, die Thomas Plenert fotografiert hat, versteht, dass sich der Atem der Wirklichkeit aus Licht und Schatten zusammensetzt und in Licht und Schatten weiterlebt", schreibt Ulrich Seidler in seinem Nachruf in der Berliner Zeitung. Als Kameramann im Dokumentar- und Spielfilm gleichermaßen zu Hause, zählte er zu den Renommiertesten seiner Zunft, am 15. Juli ist Thomas Plenert in Mecklenburg verstorben.
Seine Karriere begann er als Volontär beim Fernsehen der DDR und studierte dann von 1972 bis 1976 an der Hochschule für Film und Fernsehen (heute Filmuni) sowie kurze Zeit auch als Stipendiat an der Filmhochschule im polnischen Łódź. Bereits während des Studiums entstehen Arbeitsbeziehungen zu weiteren Filmschaffenden wie beispielsweise zum Kommilitonen aus der Fachrichtung Regie, Jörg Foth - sie drehten BLUMENLAND (1976) oder PROZESS (1976). Nach Abschluss des Studiums beginnt Thomas Plenert als fester Kameramann beim Dokumentarfilmstudio der DEFA zu arbeiten. Eine intensive Arbeitsbeziehung entsteht auch mit dem Filmemacher und Filmuni-Alumnus Jürgen Böttcher. In ihrer ersten Zusammenarbeit IM LOHMGRUND (1976/77) werden zwei Bildhauer im Spannungsfeld des subjektiven Blicks und der gefundenen Realität porträtiert. Es folgten RANGIERER (1984) oder DIE MAUER (1990), der im Forum der Berlinale 1991 den FIPRESCI-Preis gewann. Der Film ist nicht nur ein historisches Dokument, sondern fängt Augenblicke und Eindrücke der Zeit ein. Besonders fruchtbar war Plenerts Zusammenarbeit mit Volker Koepp, für den er seit 1988 bei fast sämtlichen Filmen hinter der Kamera stand. Zu den preisgekrönten Dokumentarfilmen gehören DIE WISMUT (1993) und HERR ZWILLING UND FRAU ZUCKERMANN (1998), der 1999 beim Dokumentar-Filmfestival „Visions du Réel“ in Nyon mit dem Großen Preis ausgezeichnet wurde. Für Koepps KALTE HEIMAT (1994) erhielt Plenert 1995 das Filmband in Gold für die beste Kamera.
Neben seiner Dokumentarfilmarbeit dreht Plenert auch gelegentlich Spielfilme. Bereits für seinen ersten Kinospielfilm, den unter Lothar Warnekes Regie gedrehten DIE BEUNRUHIGUNG, hatte Plenert 1982 auf dem 2. Nationalen Spielfilmfestival der DDR den Preis für die beste Kamera gewonnen. Später arbeitete er auch fürvon Fernsehserien wie Polizeiruf 110, Die Kommissarin, Im Namen des Gesetzes und Stubbe – Von Fall zu Fall. Für den rbb-Polizeiruf KLEINE FRAU gewann Plenert 2006 (u.a. gemeinsam mit Regisseur und Filmuni-Prof. Andreas Kleinert) den Adolf-Grimme-Preis. 2008 erhielt er den Preis der DEFA-Stiftung zur Förderung der deutschen Filmkunst. Die Laudatio hielt Helke Misselwitz, mit der er u.a. bei WINTER ADÉ (1988) - einem der wichtigsten Filme über Frauen in der DDR - zusammen gearbeitet hatte.
Wir trauern mit den Angehörigen um Thomas Plenert.