Zu einem historischen Film gehören meist Drehbücher, Fotos, Requisiten, Werbematerialien, Anzeigen, Plakate, Presseartikel, die Zensurfreigabe, aber auch Restaurierungsberichte und wissenschaftliche Essays. Doch wie sind solche „film related materials“ zu ordnen und zu bewerten? Worin unterscheidet sich beispielsweise eine Zeitungsnotiz des Jahres 1955 von einer Illustrierten-Reportage der siebziger Jahre, eine Prüfbescheinigung der HV-Film von einer Begleitkarte für DEFA-Filme?
Das Filmmuseum Potsdam, Institut der Filmuniversität Babelsberg, sammelt vorwiegend diese „film related materials“. Der Hands-On-Workshop nähert sich diesen Materialgruppen exemplarisch an, fragt nach dem Wert und der „Relativität“ von Quellen, ihrer Authentizität und Zeit-Gebundenheit.
Ausgehend vom neuen Sammlungsgebäude und seinen Funktionalitäten werden zunächst Dokumente aus verschiedenen Bereichen vorgestellt und diese Materialien quellenkritisch eingeordnet. Die Teilnehmenden können dabei lernen, diese Dokumente im Kontext ihrer Entstehungsbedingungen (repressives Staatssystem) und des aktuellen Forschungsstandes einzuschätzen.
Der zweite Teil des Workshops widmet sich einem konkreten Nachlass und einem bisher von der Forschung vernachlässigtem Aspekt des DDR-Filmschaffens und der Transformationszeit 1989-99: den Natur- und Naturschutzfilmen von Christina und Siegfried Bergmann. Ausgehend von im Filmmuseum Potsdam überlieferten Dokumenten wird die Genese des Naturschutzfilms in der DDR aus der spezifisch deutschen „Kulturfilmtradition“ skizziert. Passend zum Motto des Summer Film Institute SCREENED ENVIRONMENTS liegt der Fokus auf zunächst natur-beschreibenden, dann aber vermehrt kritischen Filmen, die die Grenzen des Wachstums und der Ressourcenausbeutung vor Augen führen und einen stärkeren Naturschutz einfordern. Christina und Siegfried Bergmann haben dazu in der DDR die wohl wichtigsten Filme geschaffen. Einer von ihnen wird vorgestellt und im Workshop diskutiert, die Reportage „Geschundenes Moor“ von 1990/91, die die heute praktizierte Wiedervernässung von Mooren bereits gedanklich vorwegnimmt.