Forschungs-News

Zwei Fellows aus der Türkei an der Filmuni

Seit Anfang des Semesters sind zwei Forschende aus der Türkei mit ihren Projekten zu Gast an der Filmuniversität.

 (opens enlarged image)

Die gerade gestarteten Projekte beschäftigen sich mit zwei sehr unterschiedlichen Themen, die sich dennoch berühren im gemeinsamen Blick auf filmische Ergebnisse von Migrationsbewegungen: Gefördert durch das Marie Skłodowska-Curie-Programm der Europäischen Union untersucht die Filmwissenschaftlerin und Dokumentarfilmerin Şirin Fulya Erensoy in ihrem wissenschaftlich-künstlerischen Postdoc-Projekt den Einsatz von Video als aktivistisches Instrument. Dabei konzentriert sie sich auf Filmemacher*innen und andere Medienprofis, die im Nachhall der Proteste vom Gezi-Platz (2013) nach Deutschland emigriert sind und versucht auszuloten, wie Video generell zur Darstellung und Gestaltung sozialer und politischer Themen genutzt werden kann.

Hundert Jahre früher ist der Untersuchungsgegenstand von Enis Dinç angesiedelt: Der Filmhistoriker will als Fellow der Humboldt-Stiftung in seinem auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojekt die Kulturgeschichte des Kinos im Osmanischen Reich zwischen 1895 und 1922 neu schreiben – als eine Geschichte nämlich, die wie der Vielvölkerstaat selbst geprägt war von verschiedensten kulturellen Einflüssen. Damit widerspricht er einer nationalistischen Lesart von Filmgeschichte, wie sei aktuell auch in der Türkei gepflegt. Die politische Haltung dahinter ist im Kern eben jene, die auch viele der Aktivisten aus dem Land getrieben hat, mit denen sich Şirin Erensoys Projekt befasst.