Alumni-News

Preis der Deutschen Filmkritik 2020

Unsere Alumni Vika Kirchenbauer, Mišel Matičević und Dascha Dauenhauer wurden ausgezeichnet.

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23.02.2021 - Gestern gab der Verband der Deutschen Filmkritik (VDFK) die Preisträgerinnen und Preisträger des Preises der Deutschen Filmkritik 2020 bekannt.

Unsere Alumna Vika Kirchenbauer (Regie 2012) erhält den Preis der Deutschen Filmkritik in der Kategorie Bester Dokumentarfilm für "Untitled Sequence of Gaps" (D 2020).
"Eine Erfahrung in Film übersetzen, ohne sie zu zeigen, ohne sie zu verbergen, ohne sie zu exponieren, ohne sie zu erklären. Dokumentarische Bilder, Found Footage, neue und bearbeitete Aufnahmen, ein Text, der verbindet, ohne die Lücken zu stopfen. Vika Kirchenbauer trägt die Lücken nicht nur im Titel von „Untitled Sequence of Gaps“, sie erkämpft sie aus dem Material, schenkt ihm Farbe und zelebriert die Offenheit, die aus dem Kino nicht nur eine Maschine des Träumens sondern eine Maschine der Freiheit macht. Was ist sichtbar für unser Auge, was ist sichtbar, wenn wir uns behelfen mit Geräten? Kirchenbauer erzählt von einer Frau und ihren Erinnerungen, von der Arbeit, der sie zu eifrig nachging und der archaischen Tradition ihrer Heimat, Hexenverbrennungen nachzustellen. Sie verbindet das Biografische mit wissenschaftlichen Fragen nach dem Licht – und der besonderen Geschlechtlichkeit der Mikrowelle." (Jurybegründung)

Unser Absolvent Mišel Matičević (Schauspiel 1999) wird als Bester Darsteller für seiner Rolle des als Xhafer in "Exil" (DE, BE, XK 2020) ausgezeichnet. Mit Szenenbildner Christian Goldbeck (Szenenbild 2003 und Stephan Grossmann (Schauspiel 1994) in einer Nebenrolle als Herr Winkler wirkten weitere Babelsberger mit. Trailer
"Eine Darstellung am Nerv der Zeit, ein Schauspieler, der weiß, was die Figur, die er spielt, fühlt. Obwohl er in Berlin geboren wurde, besteht ein nicht unerheblicher Teil seiner Filmographie aus Figuren, die irgendwo aus dem Balkan herkommen, die aus „Jugo-Gangstern“ bestehen, aus Kroatien-Kriminellen, aus Osteuropäern. Als Deutscher, der er ist, wurde er nur selten besetzt, warum eigentlich nicht? Hier spielt er Xhafer, einen Migranten aus dem Kosovo, einen Mann, der so sehr integriert ist, wie man es nur sein kann: deutsche Frau, zwei Kinder, Reihenhaus, Job in einem Pharmaunternehmen. Und dennoch gehört dieser Xhafer nicht dazu, ist und fühlt sich als Außenseiter, zweifelt an seiner Umgebung, an seiner Frau, an sich selbst. Dass dieses Außenseitertum vielleicht nur in seinem Kopf existiert, dass die Abgrenzungen vielleicht nur seine Einbildung sind, macht die Tragik einer Figur aus, die so nah an der Gegenwart dieses Landes ist, wie es im deutschen Kino nur selten vorkommt. Zu wissen was es heißt, ein Teil der Gesellschaft zu sein, aber irgendwie doch nicht richtig dazuzugehören, ist etwas, was man als heterosexueller, weißer, deutscher Mann aus bürgerlichen Verhältnissen nur ahnen kann, was dieser Film, diese Darstellung aber schmerzhaft fühlbar macht." (Jurybegründung)

Der Preis in der Kategorie Beste Filmmusik geht an unsere Alumna Dascha Dauenhauer (Filmmusik 2019) für "Berlin Alexanderplatz" (D 2020). An dieser Produktion - siehe unten - wirkten viele weitere Leute mit, die an der Filmuni studierten.
"Es ist eine Musik wie ein Strudel, der die Ohren mitreißt und gegen dessen Kraft sie nicht anschwimmen können. Sie versuchen es erst gar nicht; so überwältigend ist die Synthese von Ton und Bild, die dieser Film vollzieht, dass sie nur lauschen und sich den neonleuchtenden Abgründen der Großstadt ergeben können. Vom treibenden Elektro-Beat bis zum klassischen Orchester-Score legt der Soundtrack in der Verbindung unterschiedlicher Musikgenres und Instrumente die Verflechtungen der Zeiten offen. Er klingt, wie Kino mal klang, und wie ein postkoloniales, postmigrantisches Kino der Jetztzeit ist. Eine Musik, die sich den Raum nimmt, die einen Ort zwischen Club und Kirche baut, in dem die Ohren Platz nehmen." (Jurybegründung)

Viele weitere Preisträgerfilme entstanden unter Beteiligung von Filmuni-Alumni:

Bester Kinderfilm

Regisseurin Sarah Winkenstette für "Zu weit weg" – Filmmusik Leonard Petersen (Filmmusik 2014), Mischtonmeister Gregor Bonse (Ton 2013), Foley Supervisor und ADR Production Manager Andreas Drost (Ton 2006) - Trailer

Bestes Drehbuch

Ulrich Köhler und Henner Winckler (ehemaliger Lehrender) für "Das freiwillige Jahr" (D 2019) in der Regie von Ulrich Köhler und Henner Winckler – Produzent*in Katrin Schlösser (Produktion 1988) und Ingmar Trost - Trailer

Beste Darstellerin

Nina Hoss für "Das Vorspiel" (DE/FR 2019) in der Regie von Ina Weisse – Szenenbild Susanne Hopf (Szenografie 1996), adr Editor Frank Kruse (Ton 2001), Oberbeleuchter Timm Brückner (Kamera 2001) und "Pelikanblut"

Beste Montage

Philipp Thomas für "Berlin Alexanderplatz" (D 2020, besonders wertvoll) in der Regie von Burhan Qurbani – Filmmusik, Orchestration, Klavier und Gesang Dascha Dauenhauer (Filmmusik 2019), VFX Supervisor Frank Kaminski (Produktion 2001), Tonmeister Orchesteraufnahmen und Musikmischung Christoph de la Chevallerie (Sound 2018), Techniker Orchesteraufnahmen Tim Altrichter (Sound 2014), Herstellungsleiterin Sophie Cocco (Produktion 2012), Musiker: Gitarre Marcus Sander (Filmmusik 2019), Horn Héctor Marroquin (Filmmusik 2012), Postproduktion Rotor Film alias Holger Lehmann und Martin Frühmorgen (beide Ton 2006) - Trailer

Beste Kamera

Martin Neumeyer für "Kokon" (D 2019, besonders wertvoll) –Buch und Regie Leonie Krippendorff (Regie 2017), Montage Emma Gräf (Montage 2013), Mischung Christoph Walter (Ton 2015), adr supervisor / dialogue editor Luise Hofmann (Ton 2016) - Trailer

Der Preis der deutschen Filmkritik wird seit mehr als 60 Jahren vom Verband der deutschen Filmkritik (VDFK) verliehen und ist der einzige deutsche Filmpreis, der ausschließlich von Kritikerinnen und Kritikern vergeben wird. Er richtet sich weder nach wirtschaftlichen, regionalen noch politischen Kriterien, sondern ausschließlich nach künstlerischen. Der Preis wird in 12 Kategorien an deutsche Filme vergeben, die im vorhergehenden Kalenderjahr in den Kinos bzw. auf Festivals zu sehen waren.

Aufgrund der Corona-Pandemie findet in diesem Jahr keine physische Preisverleihung statt, die Gewinner*innen werden stattdessen am 22. Februar 2021 per Pressemitteilung bekannt gegeben.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger

Nominierungen mit Babelsberg Background hier