Im Gespräch: Fonte-Gastprofessorin Sonia Campanini

Im laufenden Semester lehrt und forscht Sonia Campanini, Medienwissenschaftlerin aus Frankfurt, an der Filmuniversität. Hier sprechen wir mit ihr über ihre Eindrücke und Erfahrungen.

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Was ist für Sie das Besondere an der Fonte-Projektprofessur und warum passt Sie zu Ihnen und Ihren Forschungsinteressen?

Im Rahmen der FONTE-Gastprofessur führe ich einen Teil meines aktuellen Forschungsprojekts  über das nigerianische Kino durch: in der Studie Remaking Nollywood: Women as Cultural Entrepreneurs in New Nigerian Cinema untersuche ich die wachsende Rolle nigerianischer Frauen als Regisseurinnen und/oder Produzentinnen im Nollywood-Kino. Mein Vorhaben fand eine wertvolle Unterstützung bei der FONTE-Stiftung, die seit 2001 die Aufarbeitung der Beiträge von Autorinnen in der Literatur und Kulturproduktion durch verschiedene Programme und Projekte fördert.  Die Gastprofessur bietet mir die Möglichkeit, meine Forschungsinteressen zu Genderthemen in globalen Filmindustrien zu vertiefen und diese als Diskussionsinput in gezielten Lehrveranstaltungen an der Filmuniversität einzusetzen. Von dem fruchtbaren Austausch mit Studierenden und Kolleg*innen der Filmuniversität konnte meine Forschung in den vergangenen Monaten außerordentlich viel profitieren.

Welche Seminare bieten Sie an und was sind Ihre Erfahrungen bisher?

Im Wintersemester 22/23 biete ich zwei Seminare an. Das Seminar Remaking Nollywood: Nigerian Film Cultures and Women Filmmaking fokussiert auf die Arbeit nigerianischer  Filmemacherinnen. Regisseurinnen und Produzentinnen wie Kemi Adetiba, Funke Akindele, Omoni Oboli, Tope Oshin, Mosunmola Abudu wurden Hauptakteurinnen des Nollywood Kino der letzten Dekade; sie gestalten die Filmindustrie neu und erobern Macht in einem traditionell von Männern dominierten Medienbereich. Bei der Lehrveranstaltung The Circulation of Contemporary Global Cinema: Digital Networks, Platforms, Infrastructures wird diskutiert, wie digitale Filmkulturen in globalen Netzwerken und Plattformen zirkulieren. In beiden Seminaren zeigten die teilnehmenden Studierenden großes Interesse und Engagement daran,  sich mit nigerianischem Kino und mit Genderthemen auseinanderzusetzen und neue Perspektive zu globalen Filmkulturen zu gewinnen.

Welcher Reiz bzw. welche Chance liegt für Sie in der Arbeit mit und an der Filmuniversität? 
 

Nach einer langjährigen Lehrerfahrung an einer klassischen Universität ermöglichte mir die Gastprofessur an der Filmuniversität Babelsberg, meine Lehrveranstaltungen für wissenschaftlich- sowie künstlerisch- und praxis-orientierte Filmstudierende neu zu denken und zu gestalten. Dabei stellte ich mit Begeisterung fest, dass der Zusammenhang von Filmgeschichte und Filmtheorie, verbunden mit dem Überblick auf die Filmpraxis und die Filmtechnologien, eine optimale Grundlage anbietet, um die Leidenschaft und Neugier für das Schauen sowie das kritische Nachdenken und das kollektive Diskutieren über neue und historische Filmwerke bei den Filmstudierenden anzuregen.

Mehr zum Forschungsprojekt erfährt man auf der Personenseite; nähere Informationen zur FONTE-Stiftung und ihren Programmen finden sich hier.