Innovation im Fernsehen am Beispiel von Quizshow-Formaten

Formate kommen und gehen, manche ohne größere Beachtung. Wird heute zwar einerseits in hohem Maße standardisiert produziert, um vor dem Hintergrund der hohen Konkurrenz die gebotene Effizienz zu erzielen – ein exklusiver Ausdruck dieser Entwicklung sind die auf kostengünstige Genres konzentrierten Formate, so müssen Programmanbieter andererseits immer wieder das Risiko eingehen, neue Formate zu platzieren. Denn Innovationen verschaffen Aufmerksamkeit und damit – so wird angenommen – Zuschauerzuspruch. Wie aber kann man neue Formate erfolgreich platzieren, die Aufmerksamkeit generieren und das Programm langfristig bereichern?

Projektbeginn:
2007

Unter den Bedingungen des globalen Fernsehmarktes haben die Produktionsfirmen und Sender in Deutschland nur noch zwei Möglichkeiten, auf dem nationalen Fernsehmarkt innovativ tätig zu werden: mit eigenen Formatentwicklungen oder mit Formatübernahmen aus anderen Ländern. Die internationale Programmbeobachtung ist so zu einem wichtigen Bestandteil der Programmpolitik der Sender bzw. der großen Senderfamilien geworden. Denn Lizenzkäufe mindern das Risiko, da ein bereits auf einem anderen Markt erfolgreiches Format lediglich adaptiert werden muss. Die Rolle von Formatadaptionen bei der Programminnovation auf nationalen Fernsehmärkten macht aber deutlich, dass Innovationen an einen bestimmten Kontext gebunden sind. Was auf einem nationalen Markt wie Deutschland als Formatinnovation auftaucht, muss a) in einem anderen nationalen Markt keine Innovation sein, weil es da bereits länger existiert, und b) auf dem internationalen Markt ebenfalls nicht, weil das Format dort bereits gehandelt wird. Was ist wirklich innovativ im Fernsehen? Das kann als Leitfrage des Forschungsprojektes unter Leitung von Professor Dr. Lothar Mikos betrachtet werden. Oder genauer: Was sind die Spielarten der Innovation und wie lassen sich diese analytisch fassbar machen? Handelt es sich bei den meisten Innovationen nur noch um Neukombinationen von bereits Bestehendem? Oder sind diese Neukombinationen vielleicht sogar eine Art von Innovation? Und wie lässt sich Innovation im Fernsehen erklären? Zur Beantwortung dieser Frage werden nicht nur wie bisher vor allem ökonomische Erklärungsmodelle herangezogen, sondern auch kulturwissenschaftliche. Dabei kommt dem Wissen der ZuschauerInnen eine besondere Bedeutung zu, denn sie müssen ein neues Format als Innovation erkennen und betrachten. Exemplarisch werden die gewonnenen Erkenntnisse über die Innovationslogik im Fernsehen auf das Genre der Quizshows angewendet. Quizshows gibt es seit Beginn des Fernsehens, sie werden weltweit gehandelt. Doch erst mit „Wer wird Millionär?“ (RTL) erlebte das Genre einen wahren Boom. Auch wenn es sich dabei um eine Formatadaption handelt, konnte die Sendung 1999 für den deutschen Markt Innovationscharakter beanspruchen, da es ein vergleichbares Format zuvor nicht gegeben hatte. Was unterscheidet die wohl bekannteste Quizshow von anderen einflussreichen Quizshows? Welches sind die Merkmale von Innovation und wie wird Neues an die ZuschauerInnen herangetragen und von diesen rezipiert? Diesen Fragen wurde in dem Forschungsprojekt nachgegangen und die Analyseergebnisse publiziert in: Stefanie Armbruster, Lothar Mikos, Innovation im Fernsehen am Beispiel von Quizshow-Formaten, UKV 2009 (Alltag, Medien und Kultur, Band 3).