Symposium

36. Mannheimer Filmsymposium

Thema: "Female Gaze - Der weibliche Blick. Eine Perspektive, um Filme anders zu gestalten?"

Datum / Dauer:
07. – 10.10.2022
Location:
Cinema Quadrat
K1, 2
68159 Mannheim

Auf der Suche nach dem „female gaze“, dem weiblichen Blick: Ausgehend von der Analyse eines „male gaze“ (männlicher Blick), wie ihn die feministische Filmwissenschaftlerin Laura Mulvey in ihrem 1975 erschienenen und bis heute beachteten Aufsatz „Visual Pleasure and Narrative Cinema“ ausmachte und dem gesamten Hollywood-Kino bescheinigte, erkundet das 36. Mannheimer Filmsymposium in Filmsichtungen, Vorträgen, einem Werkstattbericht und in vielen Gesprächen und Diskussionen die Möglichkeit eines „female gaze“, eines weiblichen Blicks.
Mulvey beschreibt die Hollywood-Praktik, Frauen üblicherweise als das „Lustobjekt“ des „Starrens des männlichen Zuschauers“ zu zeigen, anstatt sie als autonome Subjekte zu inszenieren. In der daraus resultierende Forderung nach einem neuen „female gaze“ geht es nicht um eine reine Umkehrung der Verhältnisse und einen Umtausch der Positionen, etwa mit weiblichen Heldinnen à la Wonder Woman oder Lara Croft, sondern vor allem um eine Änderung der Blickrichtung. Dies beinhaltet eine Aufgabe der Subjekt (männlich)-Objekt (weiblich)-Struktur und damit eine Veränderung der Narrative wie auch der Bildgestaltung und Ästhetik. Die logische Konsequenz daraus ist – parallel zu Veränderungen in der Gesellschaft –, dass Frauen diese neu entstehende Perspektive fordern und erhalten, dass sie häufiger Schlüsselrollen besetzen und sich notfalls über Quotenregelungen und Forderungen nach mehr weiblicher Präsenz in Führungspositionen durchsetzen.
Diese filmästhetischen und gesellschaftspolitischen Diskurse greift das 36. Mannheimer Filmsymposium auf: Die Potsdamer Filmwissenschaftlerin Ursula von Keitz untersucht im Eröffnungsvortrag des Symposiums die Genderspezifik in gängigen Filmdramaturgien. Melanie Beisswenger, Professorin für Animation in Salzgitter, stellt in einem Animationsfilmprogramm weibliches Filmschaffen vor und betrachtet in ihrem Vortrag die Darstellung von Weiblichkeit im Animationsfilm, von Disneys Prinzessinnen bis zur Netflix-Serie "Arcane". Um die Präsentation des weiblichen Körpers geht es im Referat der Berliner Filmkritikerin Esther Buss, um die Körperpolitiken in der feministischen Pornografie in dem Vortrag der Potsdamer Filmwissenschaftlerin Johanne Hoppe. Bianca Jasmina Rauch aus Wien und Marcus Stiglegger aus Mainz besprechen in einem Podiumsdialog die Inszenierungsstrategien in den Filmen von Céline Sciamma - deren Film "Porträt einer jungen Frau in Flammen" im Rahmen des Symposiums gezeigt wird. Zu Todd Haynes' lesbischer Liebesgeschichte "Carol" nach Patricia Highsmith erläutert die Düsseldorfer Filmwissenschaftlerin Lioba Schlösser die Inszenierung weiblicher Blicke durch einen schwulen Regisseur. In einem Werkstattbericht berichtet die Kamerafrau Julia Schlingmann von Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm im von patriachalischen Strukturen geprägten Serbien - im Rahmen des Vortrags wird der besprochene 45minütige Film gezeigt.
Auch wenn die Gleichberechtigung der Geschlechter noch ein fernes Ziel ist, gibt es bereits erfolgreiche Regisseurinnen, Schauspielerinnen, Kamerafrauen usw., die ihre weibliche Perspektive kreativ filmisch gestalten. Das Mannheimer Filmsymposium will eine Diskussion nach einer „weiblichen Ästhetik“ anstoßen, analog zu der bereits bestehenden Diskussion um eine „écriture feminine“ in der Literatur.

Auf unserer Homepage finden Sie unter https://www.cinema-quadrat.de/symposium/ weitere Informationen, das Symposiumsprogramm sowie einen Link zum Online-Anmeldeformular.
Bei Anmeldungen bis 15. September gibt es Frühbucherrabatt!
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